Charlene Walther und Daniel Gehrke, HEC-Experten für digitale Barrierefreiheit

Trends und Technologien

Wie digitale Produkte für alle zugänglich werden

07. November 2025 / Annekathrin Gut

Charlene Walther und Daniel Gehrke ermöglichen digitale Barrierefreiheit

Wenn digitale Produkte barrierefrei sind, dann hilft das einfach allen Menschen. Das ist die wichtigste Botschaft von Charlene Walther und Daniel Gehrke. Die Scrum Masterin und der QS-Experte aus der HEC unterstützen mit Audits und Schulungen Unternehmen bei der Umsetzung der digitalen Barrierefreiheit. Sie sind Teil eines unternehmensübergreifenden Barrierefreiheits-Teams in der team neusta-Gruppe.

Digitale Barrierefreiheit ist mehr als ein technisches Detail. Sie ist ein Schlüssel zu echter Teilhabe. Doch wie gelingt es, dieses Prinzip im Alltag umzusetzen? Charlene Walther und Daniel Gehrke geben im Interview Einblicke, warum sie sich mit Leidenschaft für barrierefreie digitale Produkte einsetzen – und welche Aha-Momente ihre Arbeit immer wieder bereithält.

Warum ist euch persönlich das Thema digitale Barrierefreiheit wichtig?

Daniel: Die digitale Barrierefreiheit bringt digitale Produkte den Menschen näher, die gerade eine Einschränkung haben. Die Statistik lehrt uns, dass jeder von uns im Laufe seines Lebens betroffen sein kann. Dauerhaft oder temporär. Es entstehen einfach technisch bessere Produkte, die allen Menschen helfen, sie besser zu verstehen und wahrzunehmen. Und wenn man es richtig macht, mit eher wenig Aufwand.

Charlene: In einer Welt, die immer digitaler wird, können und dürfen keine Menschen auf der Strecke bleiben. Digitale Barrierefreiheit bedeutet Teilhabe. Jede Person soll unabhängig von körperlichen oder kognitiven Einschränkungen auf digitale Informationen und Angebote selbstbestimmt zugreifen können. Außerdem führt Barrierefreiheit zu besseren, klareren und benutzerfreundlicheren digitalen Produkten für alle.

Welchen Auslöser gab es für euch, euch mit diesem Thema zu beschäftigen?

Daniel: Zunächst war die rechtliche Notwendigkeit der Auslöser. Mit der Zeit habe ich aber verstanden, dass es eine Selbstverständlichkeit sein muss, die Produkte digital barrierefrei zu gestalten.

Charlene: Ich habe mich selbst bereits häufig in Situationen wiedergefunden, von digitalen Barrieren eingeschränkt zu werden. Dabei erinnere ich mich an eine Situation, in der ich unterwegs ein wichtiges PDF-Formular ausfüllen musste. Es stellte sich heraus, dass das am Handy schlicht nicht möglich war, weil das Layout nicht angepasst wurde. Dieses Erlebnis hat mir deutlich vor Augen geführt, wie schnell digitale Produkte Menschen ausschließen können – und wie frustrierend das ist.

In meiner Rolle als Agile bzw. Scrum Master sehe ich es als Teil meiner Verantwortung, solche Erfahrungen ins Unternehmen zu bringen. Agile Methoden leben von kontinuierlichem Lernen, Feedback und der Zusammenarbeit aller Beteiligten. 

Charlene Walther erklärt Workshop-Teilnehmenden am Laptop, wie sich digitale Barrierefreiheit umsetzen lässt.
Charlene Walther erklärt Workshop-Teilnehmenden, wie sich digitale Barrierefreiheit umsetzen lässt.

Welche Aha-Erlebnisse haben Teilnehmende regelmäßig in euren Beratungen und Schulungen?

Charlene: Barrierefreiheit betrifft viel mehr Menschen als gedacht. Es geht nicht nur um Menschen mit "offensichtlichen" Behinderungen – auch ältere Personen, Menschen mit temporären Einschränkungen oder schwierigen Umgebungen profitieren. Ich stelle dazu auch immer wieder gerne die Frage: "Weißt du ganz genau, welche Personen in deinem Umfeld eine Rot-Grün-Schwäche haben?"

Viele Barrieren sind unsichtbar. Zum Beispiel fehlende Alternativtexte. Schlechte Kontraste oder unverständliche Formulare fallen oft erst auf, wenn man sie selbst erlebt. Während meiner Workshops fällt den Teilnehmenden dann oft auf, dass auch sie regelmäßig von digitalen Barrieren beeinträchtigt werden - dabei fällt oft das Beispiel von heller Schrift auf hellem Hintergrund.

Barrierefreiheit verbessert Usability allgemein. Klare Navigation, verständliche Sprache, flexible Bedienbarkeit – alles erleichtert die Nutzung für jede Zielgruppe.

Daniel: Das größte Aha-Erlebnis ist meistens, dass den Leuten bewusst wird, dass die digitale Barrierefreiheit nicht nur Schwerstbehinderte betrifft, an die bei dem Thema meist als erstes gedacht wird, sondern mitunter um Alltagssituationen, die wir alle erleben. Beispielsweise Medien ohne Ton wahrzunehmen, weil die Umgebung das einfach gerade nicht zulässt. Ich kann mir im Wartezimmer beim Arzt kein Video auf voller Lautstärke anschauen.

Warum arbeiten wir im team neusta gemeinsam an diesem Thema?

Charlene: Da das Thema für uns als Softwareunternehmen absolut relevant ist, müssen wir uns schlichtweg intensiv damit auseinandersetzen, um unseren Kund:innen weiterhin qualitativ hochwertige Produkte und Dienstleistungen anbieten zu können.

Daniel: Die Firmen im team neusta beschäftigen sich mit unterschiedlichen Bereichen der IT-Landschaft. Digitale Barrierefreiheit betrifft fast alle Bereiche der IT und somit bedarf es einer Zusammenarbeit mit den Firmen, die alle einen anderen Focus in der IT haben.

Warum sollten sich alle Unternehmen mit digitaler Barrierefreiheit beschäftigen?

Charlene: Dafür gibt es vier starke Gründe:

  1. Gesellschaftliche Verantwortung: Digitale Produkte müssen von allen Menschen genutzt werden können – Inklusion ist kein Nice-to-have.
  2. Wirtschaftlicher Nutzen: Barrierefreie Websites erreichen mehr potenzielle Kund:innen, verbessern SEO und verringern Absprünge.
  3. Rechtliche Anforderungen: Nationale und EU-weite Gesetze wie der European Accessibility Act machen Barrierefreiheit verpflichtend.
  4. Image und Wettbewerbsfähigkeit: Wer Barrieren abbaut, zeigt Innovationskraft und schafft Vertrauen in die eigene Marke.
Zwei Männer suchen am Laptop nach der richtigen Einstellung für eine barrierefreie Nutzung einer Website.
Daniel (rechts im Bild) zeigt einem Workshop-Teilnehmer die richtige Einstellung für eine barrierefreie Nutzung einer Website.

Welche Botschaft möchtest du Unternehmen gerne vermitteln?

Daniel: Ob mit eingetragener Behinderung, temporärer Einschränkung oder einfach nur so: Digital barrierefreie Produkte sind leichter zu verstehen, leichter wahrzunehmen, leichter zu bedienen und sind technisch besser umgesetzt, was sie wiederum zukunftsfähig für weitere Technologie wie zum Beispiel Nutzung mit KI macht. Das alles mit recht wenig Aufwand. Es wäre einfach nicht schlau, die Digitale Barrierefreiheit zu missachten.

           

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