Ein Container mit grünen Schließfächern steht bei Nacht auf einem Festivalgelände

Neues aus der HEC

IoT-Lösung für SafeBOXen: Schließfächer per Smartphone öffnen

10. Mai 2023 / Annekathrin Gut

Wer passt beim nächsten Festival auf eure Wertsachen auf?

Stellt euch vor, ihr steht beim Festi­val vor eurem Schließfach und fragt euch, wo ihr eigentlich gestern Abend in bester Partylaune den Schlüssel hingelegt habt. So etwas soll euch dank einer neuen IoT-Lösung bald nicht mehr passieren. Der Schließfachanbieter SafeBOXen entwickelt gemeinsam mit der HEC eine Lösung, mit der sich die Türen einfach per Smartphone öffnen lassen. Was an Technologie dahintersteckt, ist alles andere als trivial.

Damit Control­ler und Schlös­ser harmo­nie­ren, musste sich das Entwick­lungs­team eini­ges einfal­len lassen. Aber gerade das machte die Projekt­a­r­beit für das Berli­ner Start-up Safe­BO­Xen so span­nend. „Wir machen viel Digi­ta­li­sie­rungs­be­ra­tung und mit die liebste Kunden­gruppe sind Start-ups“, sagt Felix Huschle, Soft­wa­re­ent­wick­ler und Bera­ter der HEC. „Diese Kunden können wir von der initi­a­len Findung der Idee bis hin zum ferti­gen Soft­ware-Projekt beglei­ten. Sie sind mit Herz­blut dabei.“

Welche Probleme will SafeBOXen lösen?

Verlo­rene Schlüs­sel, Gedränge vor dem Ausga­be­tre­sen, Probleme beim Öffnen des Schlos­ses: Um diese Probleme zu vermei­den, sollen die Schlüs­sel nicht mehr analog, sondern digi­tal auf dem Smart­phone verfüg­bar sein. Festi­val­be­su­cher sollen einfach eine App herun­ter­la­den, mit der sie ihr Schließ­fach buchen und öffnen können. Oder falls das Handy gerade darin auflädt: Einfach einen PIN am Termi­nal einge­ben und das gebuchte Fach springt wie an einer Pack­sta­tion auf.

Darüber hinaus will der Schließ­fach­be­trei­ber selbst in Echt­zeit sehen können, welche Contai­ner auf welchen Festi­vals stehen und welche Fächer darin gerade belegt sind. So kann er seine Planung opti­mie­ren.

Menschen warten vor der Schlüsselausgabe eines Festivals

Was sind SafeBOXen?

Die Safe­BO­Xen der Modul Kombi­nat GmbH sind Contai­ner, in denen Schließ­fä­cher unter­ge­bracht sind. Darin können Wert­sa­chen sicher verwahrt werden. Sie haben einen Stro­man­schluss, mit dem das Handy oder die Power­bank aufge­la­den werden können.

Aktu­ell stehen die Safe­BO­Xen schon bei großen Festi­vals wie Rock am Ring, Hurri­cane, Melt, South­side, Wacken usw. Künf­tig sollen sie auch an ande­ren Orten stehen, zum Beispiel bei Fußball­spie­len oder an Bade­strän­den.

Wie hat das HEC-Team die IoT-Lösung entwickelt?

Moderne Soft­wa­re­ent­wick­lung geht nur gemein­sam und in enger Abstim­mung zwischen dem Kunden­un­ter­neh­men und dem Entwick­lungs­team. In Zwei-Wochen-Sprints entstand inner­halb von drei Mona­ten ein MVP (Mini­mum Viable Product, etwa: kleins­tes funk­ti­ons­fä­hi­ges Produkt).

Zwischen dem Start-up aus Berlin, der HEC in Bremen und ihrer Berli­ner Depen­dence klappte das beson­ders gut, findet Timo­thy Lizotte, im Projekt­team als Product Owner für das Anfor­de­rungs­ma­na­ge­ment zustän­dig: „Der Kunde ist super. Er ist bei jedem Dailly dabei und sogar für einen Sprint­wech­sel aus Berlin nach Bremen gekom­men. Den wünscht man sich für jedes Entwick­lungs­pro­jekt!“

Aus welchen Komponenten besteht das Projekt?

Alles dreht sich um den Contai­ner. Das beste­hende System bein­hal­tete bereits einen Webshop, in dem sich Kunden eine Safe­BOX buchen können. Das Team der HEC hat darauf aufset­zend ein Portal entwi­ckelt, an das die Buchun­gen aus dem Webshop über­ge­ben werden. Es verwal­tet die Stamm­da­ten (Iden­ti­täts- und Zugriffs­ver­wal­tung auf der Basis von Keycloak), weiß welcher Contai­ner auf welchem Festi­val steht, welches Schließ­fach mit welchem Blue­tooth Control­ler verbun­den ist, der das dazu­ge­hö­rige Schloss öffnen kann.

Außer­dem hat das HEC-Team eine App entwi­ckelt, die über das Portal die Buchun­gen aus dem Webshop herun­ter­lädt. Diese sind auch offline verfüg­bar: Falls Festi­val­gäste mitten auf der Wiese ohne Netz sind, kann ihre Handy-App trotz­dem über einen Blue­tooth Control­ler mit dem Schließ­fach­schloss kommu­ni­zie­ren.

Grafik in der eine Frau auf einen Container mit Schließfächern schaut

Was hat das mit IoT zu tun?

Das Inter­net of Things (IoT) ist die Bezeich­nung für ein Netz­werk physi­scher Objekte („Things“), die mit Senso­ren, Soft­ware und ande­rer Tech­no­lo­gie ausge­stat­tet sind, um diese mit ande­ren Gerä­ten und Syste­men über das Inter­net zu verbin­den, sodass zwischen den Objek­ten Daten ausge­tauscht werden können. Genau das passiert in unse­rem Beispiel bei den Safe­BO­Xen: Physi­sche Schlös­ser kommu­ni­zie­ren via Blue­tooth Control­ler und EPC mit einem Portal, einem Buchungs­sys­tem und einer Smart­phone-App, um Anfra­gen von Nutzer:innen direkt umset­zen zu können.

Wo lag die technische Herausforderung?

Die große Unbe­kannte im Projekt war die Verbin­dung von Schließ­me­cha­nis­mus (Schlös­ser) via Daten­ver­bin­dung (ein Blue­tooth Control­ler pro Schloss) mit der Hard­ware (ein Einpla­ti­nen­com­pu­ter – Raspberry Pi – pro Contai­ner). Um heraus­zu­fin­den, wie sich Schlös­ser und Blue­tooth Control­ler steu­ern lassen, hat das Team in der Evalu­ie­rungs­phase im Februar 2023 mit diesen Elemen­ten eine Test­um­ge­bung gebaut.

„Der Weg dahin war stei­nig“, erzählt Felix Huschle. „Wir haben anfangs trotz Herstel­ler­do­ku­men­ta­tion den Blue­tooth Control­ler über­haupt nicht zum Laufen gekriegt.“ Nach zahl­rei­chen E-Mails mit dem Herstel­ler fanden sich Fehler in der Doku­men­ta­tion. „Das haben wir gefixt. Dann saßen wir vor der Test­um­ge­bung, haben uns gefreut und gedacht, jetzt können wir endlich testen. Und dann ging nur eines von acht Schlös­sern auf!“ Es stellte sich heraus, dass das Kunden­un­ter­neh­men unter­schied­li­che Blue­tooth Control­ler gelie­fert bekom­men hatte: Die Charge mit der Firm­wa­re­ver­sion A funk­tio­nierte anders als die mit der Version D. Mit dieser Erkennt­nis konnte die Test­um­ge­bung im März 2023 einge­rich­tet werden.

Wie geht es jetzt weiter?

Inzwi­schen gibt es einen MVP, der neben dem Portal und dem Termi­nal einen ersten Proto­typ für die App bein­hal­tet. Das Unter­neh­men Safe­BO­Xen kann damit nun poten­zi­elle eigene Kund:innen und Inves­tor:innen über­zeu­gen. An dem hand­li­chen Proto­typ lässt sich vorfüh­ren, dass sich das Schließ­fach tatsäch­lich öffnet, wenn ein Kunde auf seinem Handy einen Button drückt.

Gesichter des HEC Entwicklungsteams auf einer Landkarte

Unser Entwicklungsteam

  • Felix Huschle, Entwick­lung
  • Andreas Blohm, Entwick­lung
  • Louis Gamor, Entwick­lung
  • Mike Heeren, Entwick­lung (Prak­ti­kant)
  • Malte Marx, Entwick­lung (Azubi)
  • Na Wang-Franke, Test/QS
  • Timo­thy Lizotte, Anfor­de­rungs­ma­na­ge­ment
  • Tino Sambiasi, Scrum Master
  • Heiko Müller, Vertrieb/Kunden­kon­takt
  • Claas Weiß, Vertrieb/Kunden­kon­takt