Virtuelles Modell wie der Arbeitsplatz aussehen könnte

Arbeit und Leben

Future Workplace: Dein zukünftiger Arbeitsplatz

15. September 2020 / Annekathrin Gut

Warum ein guter Arbeitsplatz im Büro wichtig ist

Immer mehr Firmen ermög­li­chen es Mita­r­bei­ter*in­nen, im Home­of­fice zu arbei­ten. Ist es deshalb total von gestern, sich Gedan­ken um die Gestal­tung von Büro­a­r­beits­plät­zen zu machen? Wir finden nicht. Schon immer haben Teams der HEC teil­weise von zu Hause aus gear­bei­tet. Corona hat den Trend wie über­all daue­r­haft verstärkt. Und gleich­zei­tig spüren wir: Viele Kolle­gin­nen und Kolle­gen möch­ten auch wieder vor Ort im Schup­pen Eins sein.

Im Früh­jahr haben wir ein Projekt mit der Praxi­si­n­i­tia­tive für Digi­ta­li­sie­rung „Future Concepts“ am Lehr­stuhl für Mittel­stand, Exis­tenz­grün­dung und Entre­pre­neur­ship (LEMEX) an der Univer­si­tät Bremen gest­ar­tet. Die Situa­tion war noch eine ganz andere: Wir waren auf Expan­si­ons­kurs und hätten gerne neue Räum­lich­kei­ten bezo­gen. Die drei Master-Studen­ten David Brüning­haus, Michael Nord­meyer, Niklas Dellke und die Studien­lei­ter Martin Holi und Denis Pijet­lo­vic woll­ten uns dabei helfen, das Konzept für den „HEC Arbeits­platz der Zukunft“ zu entwi­ckeln.

Dann hat Corona alles umge­krem­pelt. Unser Forschungs­team trafen wir nun digi­tal. Die Kolleg*in­nen blie­ben zu Hause. Und wir mach­ten uns Gedan­ken, wie unsere HEC in Bezug auf das Mensch­li­che und Koope­ra­tive in Zukunft wohl ausse­hen wird. Heute kommen wir zu dem Schluss: Die Anfor­de­run­gen an den Büro­platz sind spezi­fi­scher gewor­den. Büro ist alles das, was Home­of­fice nicht ist!

Büro vs. Homeoffice?

Wer gewinnt – das Büro oder das Home­of­fice? Beide! Wir müssen beim künf­ti­gen Raum­kon­zept die Stär­ken der jewei­li­gen Arbeit­s­um­ge­bung ausspie­len. Das passt auch zum Trend, den die Studen­ten David, Michael und Niklas recher­chiert haben: „Der Arbeits­platz der Zukunft entfernt sich immer mehr von dem klas­si­schen Bild eines Büros und wird infol­ge­des­sen viel­sei­ti­ger.“ In den Fokus rücke die Zufrie­den­heit der Mita­r­bei­ter und die Anpas­sung an mensch­li­che Bedürf­nisse. 

Für das Home­of­fice spricht viel: Die Kolleg*in­nen vermei­den die nerven­zeh­ren­den Staus rund um die B75 und andere Zufahr­ten zur Über­see­stadt. Weni­ger Auto­ver­kehr ist gut für die Umwelt. Das Home­of­fice macht es einfa­cher, Fami­lie und Priva­tes mit dem Beruf zu verein­ba­ren. Dort kann ich mich konzen­trie­ren, effi­zi­ent arbei­ten, krea­tiv sein – und ja, gele­gent­lich auch mal dem Paket­bo­ten die Tür öffnen oder die Katze krau­len. 

Zugleich möch­ten ich und die Kolleg*in­nen nicht auf die persön­li­chen Tref­fen an der HEC Kaffee­ma­schine verzich­ten. Ideen spin­nen und Post-its an reale Wände kleben, das ist in einem Work­shop mit echten Menschen deut­lich ange­neh­mer und erfolg­rei­cher, als über Teams, Miro, Concept­board und andere virtu­elle Helfer. Vielen meiner Kolleg*in­nen bietet das Büro mehr Möglich­kei­ten zum effi­zi­en­ten Arbei­ten, als wenn Kinder, Part­ner oder Mitbe­woh­ner um sie herum Aufmerk­sam­keit bean­spru­chen.

Jede "Persona" braucht etwas anderes

Euer Zuhause können wir nicht verän­dern. Aber wir können etwas dafür tun, dass Kolleg*in­nen in der HEC mehr von dem vorfin­den, was ihnen dort wich­tig ist. Was das ist, haben die drei Studen­ten durch Trend-Recher­che und Inter­views mit HEClern aus allen Arbeits­be­rei­chen von der Soft­wa­re­ent­wick­lung über die Agile Bera­tung bis hin zum Team Center heraus­ge­fun­den. 

Die Ergeb­nisse haben sie anhand von vier Typen – wir nennen sie „Per­so­nas“ – auf den Punkt gebracht:

#Bera­ter*in „Mike Parker“ ist viel unter­wegs und wenn er in der HEC ist, braucht er das Socia­li­sing mit den Teams und seinen Bera­tungs­kol­leg*in­nen. Räum­li­che Nähe ist ihm dafür wich­tig. In bestimm­ten Phasen muss er aber auch ruhig und unge­stört arbei­ten können. Zudem braucht er Abla­g­e­mög­lich­kei­ten, zum Beispiel für all das Mate­rial, das in Work­shops zum Einsatz kommt. 

  • #Macher*in „Mona Müller“ stemmt Projekte in den Berei­chen Soft­wa­re­ent­wick­lung, -test, Perso­nal oder Marke­ting. Sie mag den Austausch mit ihren Team­kol­le­gen in Projekt­bü­ros von vier bis sechs Perso­nen. In Multi­pro­jekt­teams können das bis zu neun Perso­nen sein. Wenn viele gleich­zei­tig reden, ist es jedoch schwie­rig, sich zu konzen­trie­ren oder Kunden­te­le­fonate und Video­kon­fe­ren­zen zu führen. Sie wünscht sich eine bessere Beleuch­tung und Klima­ti­sie­rung der Büro­räume. 
  • #Führungs­kraft „Man­fred Meier“ ist für Perso­nal­ge­sprä­che ein eige­nes Büro wich­tig. Er möchte gerne zentral sitzen, nah an den Funk­ti­ons­be­rei­chen Finan­zen und Control­ling. Für die Zukunft wünscht er sich wie viele Kolleg*in­nen eine entspann­tere Park­platz­si­tua­tion. 
  • #Orga­ni­sa­ti­ons­ta­lent „Aki Thanh“ liebt es turbu­lent und mitten­drin – braucht in ihrem anstren­gen­den Arbeit­s­all­tag aber auch einen ruhi­gen Rück­zugs­ort, um unge­stört tele­fo­nie­ren und komplexe Aufga­ben erle­di­gen zu können. Wie viele andere Kolleg*in­nen würde sie sich über ein besse­res und indi­vi­du­ell zu regeln­des Raum­klima freuen.

„Auf­fäl­lig ist“, schrei­ben die Studi­en­au­to­ren, „dass insbe­son­dere die Art der Tätig­keit den Arbeits­platz und die dazu­ge­hö­ri­gen Anfor­de­run­gen prägt.“ Die HEC ist geprägt von Soft­wa­re­ent­wick­ler*in­nen und Tester*in­nen auf der einen Seite, und von Bera­ter*in­nen auf der ande­ren Seite. „Beide Seiten haben sehr verschie­dene Arbeits­wei­sen und dement­spre­chend Anfor­de­run­gen, denen das Raum­kon­zept Rech­nung tragen muss.“

Raumkonzept: Mediathek als zentraler Treffpunkt

Eben­falls auffäl­lig ist, dass einige Fakto­ren über alle Perso­nas hinweg als glei­cher­ma­ßen wich­tig empfun­den werden. Deshalb sollte unser künf­ti­ges Raum­kon­zept diese Punkte berück­sich­ti­gen:

  • Eine zentrale Rolle hat schon immer unsere Media­thek gespielt – der Raum mit der Kaffee­ma­schine. Als Treff­punkt soll sie nach dem neuen Raum­kon­zept eine noch wich­ti­gere Funk­tion einneh­men:
  • mit Möglich­kei­ten zum gemein­sa­men Essen, Steh­ti­schen für die Dailys der Teams, Tisch­ki­cker und White­boards, um schnelle Ideen aus Gesprä­chen fest­zu­hal­ten. 
  • Gesel­li­ger sollen auch die Teeküchen sein: Die Ausstattung sollte zum Verweilen in der Mittagspause einladen. Eine HEC-eigene Küche müsste u.a. mit Mikrowellen die Zubereitung von Essen ermöglichen. 
  • Die Kolleg*in­nen lieben den Austausch und wünschen sich deshalb Team-Büros, in denen vier bis sechs Personen zusammensitzen und sich über Projekte verständigen können. Multiprojektteams wünschen sich entsprechend größere Räume. 
  • Anders unsere Agilen Bera­ter: Sie wünschen sich – wenn sie nicht gerade beim Kunden sind – mehr inter­nes Networ­king. Das kann über einen Co-Working-Bereich mit flexiblen Arbeitsplätzen möglich werden. 
  • Bei aller Liebe zur Kommu­ni­ka­tion braucht es aber auch Ruhezonen für ungestörtes Arbeiten oder Telefonate mit Kunden. Die Lösungsideen reichen von schalldichten „Telefonzellen“ oder Einzelarbeitsplätzen, die leicht über das Raumbuchungssystem kurzfristig zu reservieren sind, bis zu schalldichten Kopfhörern, die Umgebungsgeräusche dämmen.
  • Das ausschlag­ge­bende Argu­ment, um vor Ort im Büro zu sein, ist, sich mit ande­ren tref­fen zu können: Kunden, Team­mit­glie­dern, Part­nern. Meetingräume von mittlerer Größe bis zu zehn Personen sollten ausreichend verfügbar sein – eventuell mit verstellbaren Trennwänden, um die Raumgröße flexibel zu handhaben. 
  • Für das Gespräch unter vier oder sechs Augen soll es kleine Treff­punkte für zwei bis drei Mita­r­bei­ter*in­nen geben, zum Beispiel Sessel oder Sofas in einer geschütz­ten Umge­bung. 
  • Herz und Seele der HEC sind die Kolle­gin­nen des Team Centers. Deshalb sitzen sie an zentraler Stelle im Foyer. Zugleich brauchen sie Rückzugsmöglichkeiten, um wichtige Buchungen, Bestellungen oder Projektabrechnungen zu erledigen. 
  • Und: Eine anre­gende, indi­vi­du­elle Gestal­tung der Arbeits­plätze ist wich­tig. Denn keiner möchte sich bei der Arbeit wie in einer Klinik fühlen!
Virtuelles Modell, das zeigt wie ein potenzieller Arbeitsplatz aussehen könnte.

Wie geht's weiter?

Auf der Basis der Perso­nas und der jewei­li­gen Anfor­de­run­gen der Mita­r­bei­ten­den haben die Studen­ten eine Visu­a­li­sie­rung der mögli­chen Büro­räum­lich­kei­ten erar­bei­tet.
Mit einer Visualisierungssoftware haben sie ein virtuelles Raumkonzept geschaffen, in dem Interessierte einen Rundgang durch die „neue“ HEC unternehmen können. 

Die HEC betei­ligt sich am Gesund­heits-Forschungs­pro­jekt Flexi­GesA, mit dem Opti­mie­rungs­po­ten­zi­ale für die Arbeits­plätze von Dienst­leis­tungs­be­ru­fen erar­bei­tet werden. Eine Arbeits­gruppe von Kolleg*in­nen der HEC wird jetzt unter diesem Aspekt konkre­ti­sie­ren, wie sich das Raum­kon­zept des „HEC Future Workspace“ umset­zen lässt.

Mehr dazu

...lest ihr im Guide (PDF) der Studen­ten oder klickt euch durch die Roomle-Simulation.