Drei Männer stehen vor einem Bildschirm.

Trends und Technologien

Elbfabrik: Mit IoT und AR alle Hände frei fürs Arbeiten

09. Januar 2024 / Annekathrin Gut

In der Forschungsfabrik sorgt Augmented Reality für unmittelbaren Datenzugriff

Hoch oben in der Produk­ti­ons­halle blinkt eine Warn­leuchte auf. Eine Wartungs­tech­ni­ke­rin setzt die Augmen­ted Reality-Brille auf. In ihrem Sicht­feld erschei­nen alle Flur­för­der­fahr­zeuge mit ihrem Status. Sie erkennt schnell, welches Fahr­zeug eine Störung hat und behebt den Defekt: So funk­tio­niert eine Assis­tenz­lö­sung, die Tech­ni­ker:innen die Wartung von Produk­ti­ons­an­la­gen leich­ter machen soll. Erleb­bar ist sie jetzt in der Elbfa­brik des Fraun­ho­fer IFF in Magde­burg. Entwi­ckelt hat sie ein Team der HEC.

„Das ist das, was wir heute im Compu­ting wollen: dass wir digi­tale Infor­ma­ti­o­nen direkt im Gesche­hen erhal­ten und nicht mehr vom Bild­schirm in die Reali­tät über­tra­gen müssen“, beschreibt HEC-Projekt­ma­na­ger Heiko Müller den Nutzen der Anwen­dung. Die neue Digi­tal­lö­sung verbin­det Wartungs- und Instand­hal­tungs­da­ten mehre­rer auto­nom fahren­der Flur­för­der­fahr­zeuge mit deren IoT-Daten, wertet diese aus und visu­a­li­siert sie unmit­tel­bar über eine Augmen­ted Reality (AR)-Brille.

Elbfabrik forscht für den Mittelstand

Von solchen Lösun­gen sollen künf­tig vor allem klei­nere und mitt­lere Unter­neh­men profi­tie­ren können. Dazu hat das Forschungs­in­sti­tut Fraun­ho­fer IFF, spezi­a­li­siert auf Fabrik­be­trieb und -auto­ma­ti­sie­rung, im Magde­bur­ger Wissen­schafts­ha­fen die Elbfa­brik errich­tet. Mitte Septem­ber wurde die hoch­mo­derne Forschungs­ein­rich­tung eröff­net. In der digi­ta­len Produk­ti­ons­halle werden neue Tech­no­lo­gien und Arbeits­wel­ten erforscht, mit denen Unter­neh­men ihre Produk­tion zukunfts­o­ri­en­tiert auf- und ausbauen können.

Kooperation bei Wartung und Instandhaltung

Die HEC arbei­tet bereits seit dem Jahr 2006 mit dem Fraun­ho­fer IFF in Magde­burg zusam­men. In dieser Koope­ra­tion ist das Wartungs- und Instand­hal­tungs­ma­na­ge­ment WAIS entstan­den, das auch der Kern der neuen Anwen­dung ist. Es sorgt dafür, dass Wartungs­in­ter­valle von Maschi­nen und Anla­gen syste­ma­tisch einge­hal­ten werden können.

„Über das Wartungs­sys­tem kann ich die notwen­di­gen Arbei­ten schon im Vorfeld planen“, erläu­tert Claas Weiß, der das System WAIS mitent­wi­ckelt hat. „Anschlie­ßend habe ich sie darüber so doku­men­tiert, dass ich auch im Nach­hin­ein nach­voll­zie­hen kann, was an einem bestimm­ten Robo­ter oder in einer Anlage alles gelau­fen ist.“

Ein Mann mit AR-Brille steuert mit Gesten ein Fahrzeug.
Besucher:innen konnten bei der Eröffnung der Elbfabrik die AR-Lösung testen.

Alle Daten mobil im Blick

Zettel­wirt­schaft adé: Das System sieht auch vor, dass Tech­ni­ker:innen die Arbeits­auf­träge mobil abar­bei­ten und quit­tie­ren können. In der Elbfa­brik haben sie mit der AR-Brille ihre Aufga­ben nun im wahrs­ten Sinne des Wortes direkt vor Augen: „Der Clou daran ist, dass wir jetzt alle Daten gebün­delt über die Holo­lens visu­a­li­sie­ren“, sagt Heiko Müller. Zudem blei­ben die Hände frei, um direkt vor Ort arbei­ten zu können.

Doku­men­ta­ti­o­nen, tech­ni­sche Zeich­nun­gen, Tabel­len, Listen, aktu­elle Meldun­gen oder Aufträge: All das kann inmit­ten der realen Arbeit­s­um­ge­bung aufge­ru­fen werden, statt am PC im Büro nebe­nan. So iden­ti­fi­ziert die AR-Brille zum Beispiel genau denje­ni­gen Robo­ter in der Produk­ti­ons­halle, der gerade einen nied­ri­gen Akku­la­de­stand meldet.

„Wenn man sich ein Robo­tics-Lager mit 250 Robo­tern vorstellt, kann man sich die Dimen­si­o­nen ausma­len“, beschreibt Claas Weiß ein typi­sches Beispiel. „Da kann man sich nicht am PC durch 250 Listen­ein­träge quälen. Bis man fertig ist, ist der Robo­ter schon wieder wegge­fah­ren.“

Augmented Reality und IoT spielen zusammen

„Beson­ders span­nend für uns war die Inte­gra­tion der IoT-Umge­bung“, erzählt Heiko Müller. Die Elbfa­brik ist mit einem „intel­li­gen­ten Boden“ ausge­stat­tet. Dieser liefert stän­dig Stand­ort­da­ten der auto­nom agie­ren­den Robo­ter, sowie Infor­ma­ti­o­nen zu deren Zustän­den über ein sepa­rat ange­bun­de­nes Leit­sys­tem. Diese Daten muss­ten mit den Wartungs­in­for­ma­ti­o­nen gekop­pelt und dann unmit­tel­bar über die AR-Kompo­nente visu­a­li­siert werden.

"Wir haben uns dabei inten­siv mit der Usabi­lity ausein­an­der­ge­setzt und konn­ten diverse Erfah­run­gen aus ande­ren AR-Vorha­ben einflie­ßen lassen“, sagt Claas Weiß. Das Menü sollte so ange­nehm und über­sicht­lich gestal­tet werden, dass Nutzer:innen mit Arm- und Hand­ges­ten intu­i­tiv darin navi­gie­ren können. „Am Anfang braucht man jetzt eine kurze Einwei­sung für die Gesten­steu­e­rung. Man muss einmal ein kurzes perso­na­li­sier­tes Setup machen“, erklärt der IT-Experte. „Ansons­ten findet man sich ohne Vorkennt­nisse recht schnell darin zurecht.“

Anforderungen steigen

In den nächs­ten Jahren könn­ten solche Assis­tenz­sys­tem, wie sie jetzt in der Elbfa­brik demon­s­triert werden, noch wich­ti­ger werden. „Wir müssen uns Gedan­ken zu neuen Formen der digi­ta­len Infor­ma­ti­ons­in­te­gra­tion in die Produk­ti­ons- und Intra­lo­gis­tik­pro­zesse machen“, meint Heiko Müller. „Tech­no­lo­gien wie IoT und neue Visu­a­li­sie­rungs­for­men wie AR werden dabei eine wich­tige Rolle spie­len.“

Ein Mann mit AR-Brille.
Mit der AR-Brille werden Daten direkt ins reale Umfeld eingeblendet.

Augmented Reality (AR)

Augmen­ted Reality – in etwa „erwei­terte Reali­tät“ – ergänzt unser reales Umfeld um digi­­tale Einblen­­dun­­gen. Dazu wird eine visu­el­le Schnit­t­­stelle genutzt. Bei der Anwen­dung in der Elbfa­brik ist das eine spezi­elle Brille, die Holo­Lens von Micro­­soft, die im Sicht­feld zusätz­­li­che Infor­ma­ti­o­nen anzeigt. Über Gesten lassen sich diese steu­ern, während man sich durch die Umge­bung bewegt. Der Vorteil: Tech­ni­ker:innen haben tech­ni­sche Daten oder Baupläne direkt vor Augen, während sie ein Gerät warten. Zusätz­lich haben sie direk­ten Zugriff auf alle weite­ren Maschi­nen in der Anlage.

Hände halten ein Tablet vor eine Maschine

WAIS: Wartungs- und Instandhaltungsmanagement

Grund­sätz­lich lässt sich WAIS für jede komplexe tech­ni­sche Anlage einset­zen: Es erfasst digi­tal deren komplet­ten Lebens­lauf inklu­sive ihrer Baugrup­pen und Kompo­nen­ten, gene­riert auf Basis hinter­leg­ter Wartungs­pläne die Aufträge für die Instand­hal­tung und hilft bei spon­ta­nen Aufträ­gen zur Besei­ti­gung von Störun­gen. Dane­ben unter­stützt es das Ersatz­teil­ma­na­ge­ment, gene­riert indi­vi­du­a­li­sier­bare Auswer­tun­gen und doku­men­tiert den Lebens­lauf einer Kompo­nente lücken- und papier­los.

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