Logistik / Trends und Technologien

Sechs Trends für digitale Logistik

24. März 2021 / Annekathrin Gut

Jedes Logistikunternehmen, das nicht von flinken Newcomern überholt werden will, sollte sich dieses Jahr noch intensiver mit der Digitalisierung seiner Geschäftsprozesse auseinandersetzen. Was wird 2021 sonst noch wichtig für die Logistik? Wir haben die aus unserer Sicht sechs wichtigsten Trends des Jahres zusammengestellt: Neben der genannten Digitalisierung sind das die Fachkräftesicherung, Künstliche Intelligenz, Transparenz in der Supply Chain, Plattformen und digitale Ökosysteme sowie Nachhaltigkeit.

Bild von Containern im Hafen

#1: Digitalisierung der Geschäftsprozesse

Kaum eine Bran­che lebt so sehr von reibungs­lo­sen Abläu­fen wie die Logis­tik – die letzten Monate haben das noch einmal deutlich gemacht. Viele Unternehmen aus der Branche haben erkannt, dass in der Optimierung und Digitalisierung ihrer Geschäftsprozesse die größten Potenziale liegen, um Kosten zu reduzieren und Umsätze zu steigern. Zugleich sind digitalisierte Prozesse die Voraussetzung für viele neue Services. Stichwort: Apps und Cloud-Lösungen.

In der Regel gibt es nicht nur die eine Lösung, sondern eine ganze digitale Supply Chain. Beispielsweise kann ein IT-gestütztes Trans­port-Manage­ment-System (TMS) zentral alle Dispo­si­ti­ons­ak­ti­vi­tä­ten zwischen Unter­neh­men, Kunden und Part­nern erfassen. Oder Cloud-Lösungen ermöglichen es, dass Kunden jederzeit den aktu­el­len Status ihres Trans­por­tes aufru­fen können. Alle Daten werden unmittelbar über­tra­gen.

Auf dem Bild ist einer Arbeiterin in einer Firma zu erkennen. Sie trägt eine gelbe Warnweste und eine Schutzbrille.

#2: Fachkräftesicherung

Nicht nur in der Logis­tik selbst, sondern auch für die Logistiktätigkeiten in Indus­trie- und Handels­un­ter­neh­men werden zunehmend Fachkräfte gesucht. Der demographische Wandel führt dazu, dass es immer weni­ger Menschen gibt, die in die Berufe nach­rü­cken. Für die Hälfte aller Unternehmen ist das ein erhebliches Geschäftsrisiko. Sie müssen also aktiv werden, um Fach­kräfte für sich zu begeis­tern, diese zu binden und sie weiterzubilden.

Digitale Anwendungen können das unterstützen. Kollaborationstools ermöglichen beispielsweise Mitarbeitenden den Zugang zu relevantem Wissen und helfen bei der Zusammenarbeit. Mit anderen IT-gestützten Programmen lassen sich Routi­­ne­tä­tig­kei­ten in Dispo­­si­tion oder Buch­ha­l­tung redu­­zie­ren oder ganz vermei­­den. Smart Devices (Smart­phone, Tablet, webba­sierte Anwen­dun­gen etc.) ergänzen moderne Arbeitsumgebungen. Und heute noch futuristisch wirkende User-Inter­fa­ces mit intel­li­gen­ten Assis­tenz­funk­ti­o­nen, wie zum Beispiel Augmented-Reality-Brillen, können die Produk­ti­vi­tät steigern.

Arbeiter von hinten, welcher orangene Arbeitskleidung trägt. Viele Laserstrahlen links und rechts.

#3: Künstliche Intelligenz und Business Analytics

Künst­li­che Intel­li­genz (KI) kann unstrukturierte Texte, Daten, Sprache, Bilder und Videos analy­sie­ren und vera­r­bei­ten oder Informationen aus verschiedenen Quellen kombinieren. KI reagiert auf dynamische Umgebungen, trifft vorausschauende Prognosen und unterstützt damit das operative Business. Als Busi­ness Analy­tics kann sie kontinuierlich die Geschäftsleistung untersuchen und Progno­sen für die Geschäfts­pla­nung erzeu­gen.

In der Logistik lassen sich KI-Lösun­gen in nahezu allen Berei­chen anwen­den. So können zum Beispiel intelligente Assistenzsysteme Disponenten dabei unterstützen, das optimale Fahrzeug auszuwählen oder die Lagerkapazitäten zu berechnen. Intelligente Software kann Absatzdaten analysieren und den künftigen Bedarf von Gütern und Dienstleistungen prognostizieren. Mit Hilfe von Robo­tic Process Auto­ma­tion können zeit­in­ten­sive, wieder­holte und fehler­an­fäl­lige Prozesse effi­zi­en­ter erle­digt werden.

Auf dem Bild sieht man ganz viele Rohre. Die Rohre sind weiß und bunt.

#4: Transparenz in der Supply Chain

Amazon macht es vor und viele Logistiker ziehen nach: Kund:innen können sich bei der sogenannten Real-Time-Visi­bi­lity jederzeit einen aktuellen Über­blick über den Status ihrer Aufträge verschaf­fen. Die umfassende Verfügbarkeit von Daten macht es Sendern und Empfängern möglich, zu jedem Zeitpunkt Abweichungen in der Lieferkette zu erkennen. Über Sensoren können zudem Informationen über Tempe­ra­tur, Druck oder Neigung des Transportgutes digital erfasst und übermittelt werden. Diese Infor­ma­ti­o­nen können mit weiteren Daten über eine Künstliche Intelligenz kombiniert und verarbeitet werden.

Voraus­set­zung ist, dass die Daten in der erfor­der­li­chen Quali­tät verfüg­bar und die prozess- und unter­neh­mens­über­grei­fen­den Schnitt­stel­len harmo­ni­siert sind. Dann können Logis­tik­dienst­leis­ter durch das Wissen über den aktu­el­len Zustand oder den aktu­el­len Stand­ort ihre Dispo­si­ti­ons- und Trans­port­pro­zesse verbessern oder bei Problemen gegensteuern. Die Zeit- und Kostenvorteile können sie an ihre Kunden weitergeben.

Viele bunte Container

#5: Plattformen und digitale Ökosysteme

In den letzten Jahren entstanden immer mehr digitale Marktplätze, zum Beispiel Handels- und Industrieplattformen, Vergleichs- oder Bewer­tungs­por­tale. Diese ortsungebundenen Geschäftsmodelle eröffnen regionalen Unternehmen globale Geschäfte. Die neuen Platt­for­men können allerdings auch eine disruptive Wirkung entfalten und Markt­teil­neh­mer verdrän­gen, die noch keine digi­ta­len Geschäftsmodelle haben.

Die offenen, digitalen Ökosysteme schaffen mit ihrem gebündelten Angebot einen transparenten Marktüber­blick, bessere Auswahl­mög­lich­kei­ten und mehr Kundenzugang. Einsatzmöglichkeiten in der Logistik sind zum Beispiel die Fracht­ver­mitt­lung oder die Steu­e­rung und Abfer­ti­gung der Supply Chain. Neue Chancen und mehr Effizienz eröffnen sich Logistikern mit dem Ausbau des eigenen Angebotes durch Kooperation mit Partnern oder durch das Überdenken herkömmlicher Prozesse und Geschäftsmodelle.

Auf dem Bild ist ein großer LKW zu erkennen. Das Gehäuse des LKWs ist in einem knallige Gelbton gehalten.

#6: Nachhaltigkeit

Unter­neh­men stel­len die ökolo­gi­schen und sozi­a­len Folgen ihres Handelns zuneh­mend in den Mittel­punkt. Es gilt, die Klimaschutzziele zu erreichen. Ein wichtiger Weg dahin ist, die Emissionen zu reduzieren. Mehr und mehr geht der bewusste Einsatz von Ressour­cen auch mit ökono­mi­schem Nutzen einher.

In Klima­schutz­kon­zep­ten spie­len nicht nur alter­na­tive Antriebe oder die Verla­ge­rung von Waren­strö­men von der Straße auf die Schiene eine Rolle. Auch Digi­ta­li­sie­rungs­stra­te­gien unterstützen den spar­sa­men Umgang mit den verfüg­ba­ren Ressour­cen. IT-gestützte Anwendungen sorgen zum Beispiel für effiziente Routenplanung und optimale Auslastung der Transportkapazitäten. Immer bessere digi­tale Tools helfen dabei, opti­male Stre­cken zu finden und Leer­fahr­ten zu vermei­den.