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So war die SOIREE|HEC "Next Generation: Wie wir Talente gewinnen und halten!"

07. Juli 2022 / Wiebke Rehfeldt

„Ich habe mitgenommen, dass wir alle vor ähnlichen Herausforderungen stehen und wir durch den Austausch voneinander lernen können.“

Es wurde gegrübelt, diskutiert und gelacht. Am 22.6. fand die erste SOIREE|HEC nach über zwei Jahren Pause statt. Die After Work Veranstaltung erstrahlte in gänzlich neuem Format. Kein stilles Zuhören, sondern ein interaktiver Workshop erwartete die Gäst:innen im neusta space des Schuppen Eins. Es nahmen 28 Unternehmensvertreter:innen unter anderem aus den Branchen Luft- und Raumfahrt, Logistik, Lebens- und Genussmittel, Bildung, Medien und IT teil. Ab 17:30 Uhr trafen die ersten ein und lernten sich bei einem Begrüßungsgetränk am Europahafen entspannt kennen. Eine halbe Stunde später startete die Veranstaltung mit einer kurzen Einführung in das Thema des Abends.

Behandelt wurde, wie neue Talente auf dem Arbeitsmarkt gefunden und im Unternehmen gehalten werden können. Eine Fragestellung, die derzeit brandheiß und vielleicht relevanter denn je ist. In Geschäftsbereichen wie der IT ist der viel beschriene Fachkräftemangel schon lange Zeit Realität. Zudem ist die Bereitschaft zum Jobwechsel laut Gallup Engagement Index 2021 so hoch wie nie. Aber auch anderswo muss neu gedacht werden. Der Anspruch an die Arbeitswelt hat sich durch die Generationen Y und Z grundlegend gewandelt. Viele Organisationen sind sich dieser Dynamiken bewusst und sie wenden bereits Maßnahmen des Employer Branding an. Da das Thema aber vielschichtig ist und häufig ein konkretes Bild der jungen Zielgruppe fehlt, ist es sinnvoll, sich diese genauer anzuschauen und zu versuchen sie zu verstehen.

Zielgruppe über Personas bestimmen

Der Workshop bestand aus zwei Runden. Die vier gebildeten 7er-Gruppen wurden von jeweils einem:einer Workshopleiter:in der HEC begleitet. Mit bunten Klebezetteln sammelten die Teilnehmenden ihre Ideen eifrig auf großen Arbeitsboards. Im ersten Durchlauf wurden vier Personas aus der jüngeren Generation gebildet. Eine Persona ist ein:e typische:r Vertreter:in einer Zielgruppe, die aus deren spezifischen Merkmalen besteht. Die Gäst:innen formulierten ihre möglichen Anspruchshaltungen zu Gehalt, Benefits, technischer Ausstattung, persönlicher Weiterentwicklung, Mobilität, Unternehmenswerten, Arbeitsklima und dem Bewerbungsgespräch. Einige überlegten still für sich und trugen ihre Überlegungen am Ende zusammen. Andere diskutierten gelassen während der gesamten Bearbeitungszeit. Anschließend wurden die Ergebnisse im Plenum vorgestellt. Die vier Personas ähnelten sich in ihren Ausprägungen. Als wichtigste Aspekte wurden ökologische Nachhaltigkeit, Flexibilität in Arbeitszeit und -ort, Möglichkeiten zur Weiterbildung, flache Hierarchien sowie die Werte Gerechtigkeit und Wertschätzung benannt – Themen, die aktuell auch in der Gesellschaft relevanter werden.

Maßnahmen mit TRIZ und 6-3-5 entwickeln

In neuen Konstellationen ging es dann in die zweite Runde. Nun wurde der Frage „Was müssen wir als Firma konkret tun, um wechselfreudige Mitarbeitende zu gewinnen?“ mithilfe zweier Liberating Structures nachgegangen. Zwei Teams näherten sich der Fragestellung mit TRIZ an. Bei dieser Kopfstandmethode wird zunächst gefragt „Was können wir machen, damit es maximal schlecht wird?“ Hierdurch werden andere Areale im Gehirn als sonst aktiviert. Es kann nicht auf zurechtgelegte oder naheliegende Antworten zurückgegriffen werden. So können effektivere oder sinnvollere Lösungen gefunden werden. Daraufhin folgen die Fragen „Was machen wir schon heute maximal schlecht?“ und „Was wollen wir konkret ändern?“ Die anderen Gruppen nutzten die Methode 6-3-5. Sechs Personen notieren dabei jeweils drei Ideen auf je einem Zettel. Dann werden sie weitergereicht und die nächsten drei Ideen aufgeschrieben oder die bestehenden verfeinert. Insgesamt werden die Blätter fünfmal weitergegeben, sodass am Ende 108 Ideen entstanden sind. Hieran schließt eine Bewertung nach demselben Schema an. Pro Runde darf jede Person die Ideen mit drei Punkten priorisieren. In einem Team wurde dieser Durchgang abgewandelt. Eine Teilnehmerin, die selbst zur relevanten Zielgruppe gehörte, übernahm die Beurteilung. Als mögliche Maßnahmen, um zukünftige Talente zu gewinnen und zu halten, wurden neben der Thematisierung von Nachhaltigkeit, flexiblen Arbeitszeiten und dem Austausch mit erfahrenen Mitarbeitenden auch niedrigschwellige Bewerbungsmöglichkeiten, ein durchdachtes Onboarding sowie Führung in Teilzeit vorgeschlagen. "Ich denke, es ist wichtig, bei Wünschen mitzugehen, aber auch nicht auf alle einzugehen. Entscheidend ist eine transparente und offene Kommunikation, was möglich ist und was eben nicht“, schlug eine Teilnehmerin rückblickend vor.

Menschen bei kühlen Drinks kennenlernen

Die Stimmung bei der SOIREE|HEC wirkte im ersten Teil produktiv, fast schon ein bisschen wie eine Arbeitsatmosphäre. Die Teilnehmenden entwickelten konzentriert und interessiert mit, erheiterten sich zwischendurch mit kleinen Späßen und verfolgten die Ausarbeitungen aufmerksam. Eine Person bemerkte, dass ihre Gruppe sehr fachlich über die Zielgruppe diskutierte und versuchte, sich in die Lage der Persona hineinzuversetzen. Das Thema, wie junge Talente gewonnen und gehalten werden können, fand viel Zustimmung. Eine andere Teilnehmerin sagte: „Ich fand es sehr erfrischend. Es war ein aktives Format und kein sich berieseln lassen.“

Nach der Arbeit folgte schließlich das verdiente Vergnügen. Als Ausklang eines produktiven Abends ging es ab ca. 20 Uhr in den zweiten Teil, das Netzwerken, über. In den letzten Sonnenstrahlen des Tages wurden mit kühlen Getränken in der Hand angeregte Gespräche geführt. Die meisten Gäst:innen blieben noch einige Zeit und tauschten sich über neue Erkenntnisse und ihre Erfahrungen aus dem Arbeitsumfeld aus. Eine HR-Managerin lobte die Veranstaltung: „Mir hat es sehr gut gefallen und ich finde es großartig, dass die HEC ein solches Event ermöglicht. Das gemeinsame Erarbeiten der Personas und Recruiting-Maßnahmen war super konstruktiv und hilfreich und gleichzeitig gab es viele Möglichkeiten zu netzwerken.“ Um zukünftig noch tiefere Einblicke in die Erwartungen von Generation Y und Z an die Arbeitswelt zu erhalten, könnte es bereichernd sein, mit eben diesen Personen in den Dialog zu treten – wie auch eine Teilnehmerin als Anregung mitteilte: „Also mit ihnen statt über sie sprechen.“