
Arbeit und Leben
Realitätscheck: Zwischen Studium und Arbeitswelt
26. Juni 2025 / Wiebke Rehfeldt
Moin Paul! Seit wann bist du bei uns und wie weit warst du damals im Studium?
Paul: Ich habe im Februar 2023 bei der HEC angefangen. Und hatte so anderthalb, knapp zwei Semester meines Studiums abgeschlossen.
Wie bist du denn auf die HEC aufmerksam geworden?
Paul: An meiner Universität werden regelmäßig sogenannte "Partner Days" veranstaltet, bei denen die Studierenden die Partnerunternehmen kennenlernen können. Damals war die HEC dabei und ich habe mich vorher angemeldet, um mit ihr zu sprechen.
"Dass die Arbeit projekt- und teambasiert ist, hat mir sehr zugesagt."
Und wie bist du schließlich hier gelandet?
Paul: Im Gespräch mit den potenziellen Kollegen habe ich erfahren, dass die Arbeit projekt- und teambasiert ist. Das hat mir sehr zugesagt. Ich habe mehrere Unternehmen getroffen, aber wollte gerne zur HEC. Anschließend habe ich mich per Mail beworben und hatte einige Zeit später ein Kennenlerngespräch. Mir wurde gesagt, wofür ich eingesetzt werden würde, welche Technologien ich benutzen und lernen müsste. Ich rechne der HEC hoch an, dass ich eingestellt wurde, obwohl ich davon noch gar nichts konnte. Das war allen von Anfang an ganz klar.
Wieso hast du dich für dein Studium entschieden?
Paul: 2019 hatte ich VWL in Göttingen abgebrochen. Dort hat mich ein bisschen abgeschreckt, in einem Hörsaal mit tausend Leuten zu sitzen. Der erste Satz vom Professor damals war: „Es ist mein Job, Ihnen das zu vermitteln und nicht zu erklären.“ Da habe ich mir gesagt: „Komm‘, muss jetzt nicht sein.“
Ich habe in einem vorherigen Praktikum bei einer Softwareentwicklung geholfen und das hat mir sehr gefallen. Also bin ich dieser Richtung nachgegangen und wollte Software Engineering studieren. Besonders an meiner jetzigen Uni in Berlin ist das von Grund auf projektbasierte und angewandte Lernen.

Wie sieht diese Art des Lernens genau aus?
Paul: In traditionellen Universitäten baut man einen Haufen Kompetenz auf, aber keine Performance. An meiner Uni lernst du nicht nur das Fach, sondern auch wie du es anwendest. Da du von Anfang an das Wissen anwenden musst, bist du viel besser vorbereitet auf die echte Welt. Das Studium bietet einen Rahmen, in dem du immer wieder Dinge ausprobierst und dir für Projekte gewisse Strategien ausdenkst. Wenn die dann nicht funktionieren, kannst du reflektieren und es nächstes Mal besser machen. Und das ohne monetären Druck.
Es wird viel Eigenverantwortung vorausgesetzt, mit der ich zu Beginn wirklich nicht gut klarkam. Du musst dich selbst sehr gut organisieren, einen Plan machen, was du lernen und welche Projekte du umsetzen möchtest. Das ist ein schönes Lernen, aber eben auch anstrengender und aufwändiger.
"Ich wende in der Uni an, was ich auf der Arbeit lerne."
Kannst du das Wissen aus dem Studium bei deiner Arbeit anwenden?
Paul: Witzig, dass du das fragst. Denn aktuell ist es genau andersherum. Ich wende in der Uni an, was ich auf der Arbeit lerne. Ich studiere zwar Software Engineering, an meiner Uni ist es aber trotzdem immer wichtig, einen interdisziplinären Überblick zu haben. Dadurch war es zum Beispiel leichter, UI- und UX-Design in Projekten umzusetzen. Das gehört ja auch zur Software. Außerdem habe ich vorher schon Scrum und Projektmanagementprogramme wie Jira eingesetzt. Deshalb war der Arbeitsprozess in der HEC nicht ganz neu für mich.
Wie gesagt wende ich allerdings wesentlich mehr Wissen andersherum an. An der Uni arbeite ich an einem Projekt, in dem wir die gleichen Technologien wie in der HEC nutzen. Wir setzen dieselben Programmiersprachen und Frameworks ein. Dadurch verfüge ich über die Fähigkeit, diese Art von Apps anzugehen und sie zu entwickeln. Das hat in der Uni echt geholfen, um unser Projekt voranzutreiben.
Bist du bei uns Teil eines Projektteams oder ein kleiner Satellit?
Paul: Ich bin Teil eines Teams und arbeite mit mehreren Kollegen aus Bremen zusammen. Meist sind wir zu dritt. Mit ihnen habe ich zwei Weeklys die Woche, in denen wir besprechen, wo wir gerade stehen. Und wir durchlaufen die Sprints gemeinsam.
Du sitzt in Berlin, der andere Teil deines Teams in Bremen. Wie funktioniert da die Zusammenarbeit?
Paul: Ich bin ein Freund von Arbeit im Büro. Meine Kollegen sind lieber im Homeoffice. Es würde mir also nicht viel nützen, in Bremen im Büro zu sitzen. Die Hemmschwelle, jemanden bei einem Problem um Hilfe zu bitten, ist bei Videocalls viel höher. Ich würde natürlich am liebsten zum nächsten Schreibtisch gehen oder im nächsten Raum jemandem auf die Schulter tippen. Aber so wie es jetzt ist, funktioniert es auch. Ich melde mich per Teams und meine Kollegen schreiben schnell zurück. Wir haben regelmäßig Calls und teilen unsere Bildschirme. So können wir auch vernünftig zusammenarbeiten.
Bist du denn jeden Tag im Büro? Wie verteilt sich deine Arbeit auf die Woche?
Paul: Anfangs war ich immer morgens in der Uni und habe nachmittags 4 Stunden gearbeitet. Allerdings musste ich feststellen, dass das nicht so gut funktioniert, weil ich noch neu bin und viel zu lernen habe. Deshalb brauche ich mehr Zeit am Stück. Jetzt habe ich zwei 8-Stunden-Tage und einen kürzeren. Dadurch komme ich viel besser voran. Ich habe einen klareren Überblick und muss nicht andauernd mit dem Kopf von einem Thema in das andere.
Wie sieht dein typischer Arbeitstag aus?
Paul: Ich stehe zwischen 6:00 und 6:30 Uhr auf. Gegen 08:30 Uhr bin ich im Büro und bleibe dann bis 17:30 Uhr. Zwischendurch mache ich eine Stunde Pause. Nach der Arbeit esse ich etwas Kleines und fahre ins Fitnessstudio. Danach geht’s nach Hause. So ein geregelter Tagesablauf ist notwendig, weil ich auch viel Zeit in das Studium stecken muss.
Gibt es neben der flexiblen Arbeitseinteilung etwas, das du besonders bei uns schätzt?
Paul: Ich finde das Zusammenarbeiten echt entspannt und verstehe mich mit meinen Kollegen gut. Wir reden auf einer sehr angenehmen Ebene miteinander. Vor einigen Jahren habe ich in einem hierarchischen System gearbeitet. Dort war es meistens nicht so locker mit den Chefs im Gespräch.
"Ich glaube, zu sehen, wie es in der echten Welt funktioniert, ist augenöffnend."
Was würdest du anderen empfehlen, die etwas Ähnliches wie du studieren?
Paul: Ich kann es allen Studierenden nur ans Herz legen, sich einen Job zu suchen, der etwas mit dem Studium zu tun hat. Vorher habe ich im Corona Testzentrum gearbeitet, um, kurz gesagt, etwas im Kühlschrank zu haben. Viele gehen eh arbeiten - also warum dann nicht gleich als Werkstudent? Das betrifft alle Studiengänge. Ich glaube, zu sehen, wie es in der echten Welt funktioniert, ist augenöffnend. Und es setzt den Standard, wo du irgendwann hinkommen willst. Das ist eine Art Reality Check, wie es wirklich läuft und welche Skills du brauchst. Und in meinem Fall, wie in einem Unternehmen produktiv Software entwickelt wird. Ich halte diese Einblicke für sehr wertvoll und denke, man kann sie nicht früh genug bekommen.
Unser Werkstudent
Paul Schilling studiert im Bachelor Software Engineering in Berlin. Seit Anfang 2023 ist er bei der HEC als Werkstudent im Bereich Mixed Reality tätig. In Berlin arbeitet er hauptsächlich im Büro, das sich die HEC mit weiteren team neusta Companies teilt.
