Werkstudent der HEC in Rückenansicht. Auf dem T-Shirt steht CODE. Er steht vor einem Schreibtisch.

Arbeit und Leben

Realitätscheck: Zwischen Studium und Arbeitswelt

21. September 2023 / Wiebke Rehfeldt

Vollzeit studieren und nebenbei 20 Stunden arbeiten? Das klingt erst einmal anstrengend, hat aber viele Vorteile, wenn der Job im gleichen Feld wie das Studium angesiedelt ist. Paul Schilling ist Werkstudent bei der HEC. Er arbeitet im Bereich der Softwareentwicklung an Mixed Reality Anwendungen. Dass er an seiner Universität, der CODE in Berlin, praxisorientiert lernt, hilft ihm in seinem Werkstudium.

Aber auch, oder gerade wer sehr theorielastig studiert, sammelt durch eine Tätigkeit als Werkstudent:in wertvolle praktische Erfahrungen. Wie Paul zu uns gefunden hat, was sein Studium und seine Arbeit besonders macht und wie er beides miteinander verbindet, erzählt er im Interview.

Moin Paul! Seit wann bist du bei uns und wie weit warst du damals im Studium?

Paul: Ich habe im Februar bei der HEC ange­fan­gen. Und hatte so andert­halb, knapp zwei Semes­ter meines Studi­ums abge­schlos­sen.

Wie bist du denn auf die HEC aufmerksam geworden?

Paul: An meiner Univer­si­tät, der CODE in Berlin, werden regel­mä­ßig Part­ner Days veran­stal­tet, bei denen die Studie­ren­den die Part­ner­un­ter­neh­men kennen­ler­nen können. Ich habe mich vorher ange­mel­det, um mit der HEC zu spre­chen.

 

"Dass die Arbeit projekt- und team­­ba­­siert ist, hat mir sehr zuge­­sagt."

Und wie bist du schließlich hier gelandet?

Paul: Im Gespräch mit den poten­zi­el­len Kolle­gen habe ich erfah­ren, dass die Arbeit projekt- und team­ba­siert ist. Das hat mir sehr zuge­sagt. Ich habe mehrere Unter­neh­men getrof­fen, aber wollte gerne zur HEC. Anschlie­ßend habe ich mich per Mail bewor­ben und hatte einige Zeit später ein Kennen­lern­ge­spräch. Mir wurde gesagt, wofür ich einge­setzt werden würde, welche Tech­no­lo­gien ich benut­zen und lernen müsste. Ich rechne der HEC hoch an, dass ich einge­stellt wurde, obwohl ich davon noch gar nichts konnte. Das war allen von Anfang an ganz klar.

Wieso hast du dich für die CODE entschieden?

Paul: 2019 hatte ich VWL in Göttin­gen abge­bro­chen. Dort hat mich ein biss­chen abge­schreckt, in einem Hörsaal mit tausend Leuten zu sitzen. Der erste Satz vom Profes­sor damals war: „Es ist mein Job, Ihnen das zu vermit­teln und nicht zu erklä­ren.“ Da habe ich mir gesagt: „Komm‘, muss jetzt nicht sein.“

Ich habe in einem vorhe­ri­gen Prak­ti­kum bei einer Soft­wa­re­ent­wick­lung gehol­fen und das hat mir sehr gefal­len. Also bin ich dieser Rich­tung nach­ge­gan­gen und wollte Soft­ware Engi­nee­ring, idea­le­r­weise an einer nicht-staat­li­chen Uni, studie­ren. Da gab es quasi nur die CODE Univer­sity of Applied Sciences in Berlin. Beson­ders macht die CODE das von Grund auf projekt­ba­sierte und ange­wandte Lernen.

Seminarraum im Industriedesign. Hinten stehen zwei Männer, vorne sitzen zwei Frauen, die sich unterhalten.
Paul beim CODE Partner Day im April 2023

Wie sieht diese Art des Lernens genau aus?

Paul: In tradi­ti­o­nel­len Univer­si­tä­ten baut man einen Haufen Kompe­tenz auf, aber keine Perfor­mance. Während des Studi­ums an der CODE lernst du nicht nur das Fach, sondern auch wie du es anwen­dest. Da du von Anfang an das Wissen anwen­den musst, bist du viel besser vorbe­rei­tet auf die echte Welt. Das Studium bietet einen Rahmen, in dem du immer wieder Dinge auspro­bierst und dir für Projekte gewisse Stra­te­gien ausdenkst. Wenn die dann nicht funk­tio­nie­ren, kannst du reflek­tie­ren und es nächs­tes Mal besser machen. Und das ohne mone­tä­ren Druck.

Es wird viel Eigen­ver­ant­wor­tung voraus­ge­setzt, mit der ich zu Beginn wirk­lich nicht gut klar­kam. Du musst dich selbst sehr gut orga­ni­sie­ren, einen Plan machen, was du lernen und welche Projekte du umset­zen möch­test. Das ist ein schö­nes Lernen, aber eben auch anstren­gen­der und aufwän­di­ger.

 

"Ich wende in der Uni an, was ich auf der Arbeit lerne."

Kannst du das Wissen aus dem Studium bei deiner Arbeit anwenden?

Paul: Witzig, dass du das fragst. Denn aktu­ell ist es genau anders­herum. Ich wende in der Uni an, was ich auf der Arbeit lerne. Ich studiere zwar Soft­ware Engi­nee­ring, an der CODE ist es aber trotz­dem immer wich­tig, einen inter­dis­zi­pli­nären Über­blick zu haben. Dadurch war es zum Beispiel leich­ter, UI- und UX-Design in Projek­ten umzu­set­zen. Das gehört ja auch zur Soft­ware. Außer­dem habe ich vorher schon Scrum und Projekt­ma­na­ge­ment­pro­gramme wie Jira einge­setzt. Deshalb war der Arbeits­pro­zess in der HEC nicht ganz neu für mich.

Wie gesagt wende ich aller­dings wesent­lich mehr Wissen anders­herum an. An der Uni arbeite ich an einem Projekt, in dem wir die glei­chen Tech­no­lo­gien wie in der HEC nutzen. Es geht um Augmen­ted Reality. Wir setzen diesel­ben Program­mier­spra­chen und Frame­works ein. Dadurch verfüge ich über die Fähig­keit, diese Art von Apps anzu­ge­hen und sie zu entwi­ckeln. Das hat in der Uni echt gehol­fen, um unser Projekt voran­zu­trei­ben.

An was für einem Augmented Reality Projekt arbeitest du derzeit bei uns?

Paul: Wir sind an einem Projekt einer wissen­schaft­li­chen Modell­fa­brik betei­ligt. Dort sollen künf­tig Anwen­dun­gen für das über­ge­ord­nete Thema Indus­trie 4.0 vorge­stellt werden. Es fahren Robo­ter durch die Fabrik und es gibt Stati­o­nen, an denen Arbei­ten verrich­tet werden. Dafür entwi­ckeln wir eine Augmen­ted Reality Appli­ka­tion, die auf der Holo­lens läuft. Ich arbeite am Thema Visu­a­li­sie­rung, genauer an 3D-Objek­ten, die man durch die Brille sehen wird. Man kann zum Beispiel den Lade­zu­stand eines Robo­ters sehen, was er trägt, wo er hinfährt und wo er herkommt. Diese Infos müssen mit den entspre­chen­den realen Objek­ten in der Visu­a­li­sie­rung kombi­niert werden. In der Modell­fa­brik soll jemand aus der Indus­trie die Brille aufset­zen und sehen können, was tech­nisch schon alles möglich ist.

Bist du Teil eines Projektteams oder ein kleiner Satellit?

Paul: Ich bin Teil eines Teams und arbeite mit mehre­ren Kolle­gen aus Bremen zusam­men am Projekt. Meist sind wir zu dritt. Mit ihnen habe ich zwei Weeklys die Woche, in denen wir bespre­chen, wo wir gerade stehen. Und wir durch­lau­fen die Sprints gemein­sam.

Du sitzt in Berlin, der andere Teil deines Teams in Bremen. Wie funktioniert da die Zusammenarbeit?

Paul: Ich bin ein Freund von Arbeit im Büro. Meine Kolle­gen sind lieber im Home­of­fice. Es würde mir also nicht viel nützen, in Bremen im Büro zu sitzen. Die Hemm­schwelle, jeman­den bei einem Problem um Hilfe zu bitten, ist bei Video­calls viel höher. Ich würde natür­lich am liebs­ten zum nächs­ten Schreib­tisch gehen oder im nächs­ten Raum jeman­dem auf die Schul­ter tippen. Aber so wie es jetzt ist, funk­tio­niert es auch. Ich melde mich per Teams und meine Kolle­gen schrei­ben schnell zurück. Wir haben regel­mä­ßig Calls und teilen unsere Bild­schirme. So können wir auch vernünf­tig zusam­me­n­a­r­bei­ten.

Bist du denn jeden Tag im Büro? Wie verteilt sich deine Arbeit auf die Woche?

Paul: Anfangs war ich immer morgens in der Uni und habe nach­mit­tags 4 Stun­den gear­bei­tet. Aller­dings musste ich fest­stel­len, dass das nicht so gut funk­tio­niert, weil ich noch neu bin und viel zu lernen habe. Deshalb brau­che ich mehr Zeit am Stück. Jetzt habe ich zwei 8-Stun­den-Tage und einen kürze­ren. Dadurch komme ich viel besser voran. Ich habe einen klare­ren Über­blick und muss nicht andau­ernd mit dem Kopf von einem Thema in das andere.

Wie sieht dein typischer Arbeitstag aus?

Paul: Ich stehe zwischen 6:00 und 6:30 Uhr auf. Gegen 08:30 Uhr bin ich im Büro und bleibe dann bis 17:30 Uhr. Zwischen­durch mache ich eine Stunde Pause. Nach der Arbeit esse ich etwas Klei­nes und fahre ins Fitness­stu­dio. Danach geht’s nach Hause. So ein gere­gel­ter Tages­ab­lauf ist notwen­dig, weil ich auch viel Zeit in das Studium stecken muss.

Gibt es neben der flexiblen Arbeitseinteilung etwas, das du besonders bei uns schätzt?

Paul: Ich finde das Zusam­me­n­a­r­bei­ten echt entspannt und verstehe mich mit meinen Kolle­gen gut. Wir reden auf einer sehr ange­neh­men Ebene mitein­an­der. Vor eini­gen Jahren habe ich in einem hier­a­r­chi­schen System gear­bei­tet. Dort war es meis­tens nicht so locker mit den Chefs im Gespräch.

 

"Ich glaube, zu sehen, wie es in der echten Welt funk­tio­­niert, ist augen­­öff­­nend."

Was würdest du anderen empfehlen, die etwas Ähnliches wie du studieren?

Paul: Ich kann es allen Studie­ren­den nur ans Herz legen, sich einen Job zu suchen, der etwas mit dem Studium zu tun hat. Vorher habe ich im Corona Test­zen­trum gear­bei­tet, um, kurz gesagt, etwas im Kühl­schrank zu haben. Viele gehen eh arbei­ten - also warum dann nicht gleich als Werk­stu­dent? Das betrifft alle Studien­gänge. Ich glaube, zu sehen, wie es in der echten Welt funk­tio­niert, ist augen­öff­nend. Und es setzt den Stan­dard, wo du irgend­wann hinkom­men willst. Das ist eine Art Reality Check, wie es wirk­lich läuft und welche Skills du brauchst. Und in meinem Fall, wie in einem Unter­neh­men produk­tiv Soft­ware entwi­ckelt wird. Ich halte diese Einbli­cke für sehr wert­voll und denke, man kann sie nicht früh genug bekom­men.

Unser Werkstudent

Paul Schil­ling studiert im Bache­lor Soft­ware Engi­nee­ring an der CODE Univer­sity of Applied Sciences in Berlin. Seit Anfang 2023 ist er bei der HEC als Werk­stu­dent im Bereich Mixed Reality tätig. In Berlin arbei­tet er haupt­säch­lich im Büro, das sich die HEC mit weite­ren team neusta Compa­nies teilt.

Paul Schilling, Werkstudent Mixed Reality

Unsere Partnerschaften

Seit 2022 sind wir, die HEC, Part­ner der CODE University of Applied Sciences in Berlin. Kern der Studiengänge Software Engineering, Interaction Design und Product Management ist die teambasierte Arbeit in realen Projekten. Wir sind Mitglieder im IoT+ Network, über welches auch unser Kontakt entstanden ist.