Collage mit einer Würfelmaschine und einem digitalen Tisch

Neues aus der HEC

Von Spuren und der Hoffnung des Menschen: Kooperation mit der HfK Bremen

27. August 2024 / Wiebke Rehfeldt

Zwei Studienprojekte, die emotionale Erlebnisse schaffen

Ein digitalisierter Tisch, der Berührungen nachjagt. Ein automatisierter Kasten, der unermüdlich würfelt. Das sind die zwei studentischen Projekte, die die HEC in diesem Jahr mit Projektmitteln im Rahmen der Zusammenarbeit mit der Hochschule für Künste Bremen gefördert hat.

Den Tisch „SpurenJäger“ haben Andrii Laskavyi (Digitale Medien) und Vasily Brovin (Integriertes Design) für eine Semesterarbeit entwickelt. Der Würfelkasten „(while)hope“ ist ein Teil der Masterthesis von Juan Luque (Digitale Medien). Beide Projekte befassen sich mit der Verbindung zwischen Kunst, Mensch und Technologie, indem sie emotionale Erlebnisse schaffen.

Kristallartige Lichtmuster mit Verlauf von Rot zu Blau auf SpurenJäger-Tisch

"SpurenJäger" – Lichtspuren wachsen aus Berührungen

Wird die gläserne Oberfläche des Tisches „SpurenJäger“ berührt, leuchtet sie an diesen Punkten in schillernden Farben auf. Sie bildet die Berührungen und Bewegungen von Menschen oder Gegenständen auf sich ab – sie jagt diesen Spuren nach und macht sie visuell sichtbar. Malerische einzigartige Muster entstehen und zerfallen wieder.

Möglich macht das ein Zusammenspiel von Sensoren und LEDs, die die zwei Studenten Andrii Laskavyi und Vasily Brovin in mühevoller Präzisionsarbeit zusammengebaut haben. Die Sensoren erkennen die Berührungen in Echtzeit und sammeln sie als Signale auf speziellen Platinen. Diese leiten die Daten wiederum an eine Hauptplatine weiter. Mithilfe programmierter Algorithmen leuchten schließlich die Matrix-LEDs, die 6 Millionen Farbtöne reproduzieren können, auf. Durch ein per Touch steuerbares integriertes Menü lassen sich unterschiedliche Modi sowie die Helligkeit der LEDs einstellen.

 

Alles in unserem Leben hinterlässt Spuren. Unser Tisch verstärkt diese Spuren und macht sie sichtbar.

– Andrii Laskavyi & Vasily Brovin

   

SpurenJäger-Tisch mit unbeleuchteter schwarzer Oberfläche

Ohne Berührungen bleibt die Tischoberfläche schwarz oder vorprogrammierte Muster schlängeln sich ihren Weg. Das ist abhängig vom gewählten Modus. So ist der Tisch einfach ein hübsch anzusehender Alltagsgegenstand, lebloses Mobiliar. Erst durch das Zusammenwirken der Nutzer:innen mit dem Tisch werden die schillernden individuellen Ornamente sichtbar. Sie erschaffen gemeinsam einzigartige kreative Kunstwerke.

Jede Interaktion mit der Oberfläche wird für die Nutzer:innen nicht nur haptisch, sondern auch visuell und emotional erlebbar. "SpurenJäger" verfolgt einen kleinen Ausschnitt der Spuren, die das menschliche Leben hinterlässt. Die Menschen werden dazu inspiriert, flüchtige, bunte Formen mit ihren Händen oder anderen Gegenständen zu erzeugen und mit den verschiedenen Modi spielerisch zu experimentieren.

Würfelmaschine (while)hope in Nahaufnahme

"while(hope)" – Hoffnung entsteht aus Iterationen

20 Würfel in einem Kasten aus Plexiglas und Aluminium werden wieder und wieder geworfen. So lange bis sie alle eine Eins auf ihrer oberen Seite zeigen. Die mechanische Skulptur „while(hope)“ läuft ganz von allein. Menschliches Eingreifen ist nicht notwendig. Die Würfel werden immer wieder neu gerollt. Das bestimmt ein programmierter Algorithmus.

Der Student Juan Luque hat die Maschine entwickelt. Mithilfe eines Einplatinencomputers, einer Kamera und einer OpenCV-Software wird das Ergebnis jedes Wurfs analysiert und die Würfel werden automatisch erneut geworfen, bis irgendwann das gewünschte Ziel eintritt. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist 1/6­­­­^20 und somit verschwindend gering. In anderen Worten heißt das, sie liegt gerundet gerade einmal bei 0,000000000000027 %.

If there’s a small chance that things could happen, we keep on trying to do it. That’s because of the human condition to hope.

– Juan Luque

   

Fallende Würfel in Würfelmaschine (while)hope

Theoretisch können bereits beim ersten Wurf 20 Einsen oben liegen. Die Wahrscheinlichkeit, dass dies nicht der Fall ist, ist aber viel größer. So wiederholt sich der Würfelprozess deshalb nahezu endlos. Bei den Betrachter:innen entsteht eine im Grunde ausweglose Perspektive.

Wenn auch eine sehr unwahrscheinliche, besteht jedoch die Möglichkeit, dass alle Würfel irgendwann die Eins zeigen. Und somit erweckt jeder Wurf erneut ein Hoffen auf dieses angestrebte Ergebnis. Damit wird der iterative Prozess der Skulptur „(while)hope“ emotional aufgeladen. Er symbolisiert die menschliche Hoffnung und die damit einhergehenden unermüdlichen Versuche, ein scheinbar unerreichbares Ziel zu erreichen. Zudem würfelt die Maschine unentwegt weiter, selbst wenn die Menschen irgendwann ihre Hoffnung auf 20 Einsen aufgegeben haben sollten.

Die Bedeutung der Mensch-Maschine-Beziehung

Die Konzepte und Aufbauten von „SpurenJäger“ und „(while)hope“ sind sehr unterschiedlich und doch haben die Projekte wesentliche Gemeinsamkeiten. In Form von Erlebnissen setzen sie sich mit der Verbindung zwischen Kunst, menschlichen Empfindungen sowie aktuellen Technologien auseinander.

Beide Kunstwerke vermögen es, eine emotionale Bindung zu uns, ihren Betrachter:innen, aufzubauen – "SpurenJäger" durch die bunt leuchtenden Reaktionen auf unsere Berührungen und "(while)hope" durch die Hoffnung, die mit jedem Würfelprozess neu bei uns geweckt wird. Ermöglicht wird dies durch die Integration aktueller Technologien wie Algorithmen, Sensoren und Bilderkennung mittels Kamera, die derzeit vor allem in IoT-Anwendungen genutzt werden. Die Studenten Andrii Laskavyi, Vasily Brovin sowie Juan Luque regen uns auf experimentell-künstlerische Weise dazu an, über den Tellerrand des praktischen Technologieeinsatzes zu blicken. In einer zunehmend digitalisierten sowie automatisierten Welt reflektieren "SpurenJäger" und "(while)hope" die Bedeutsamkeit der (emotionalen) Beziehung zwischen Mensch und Maschine.

Kooperation von HfK Bremen und HEC

"Gemeinsam mit Studierenden über den Tellerrand blicken"

Mit der Förderung von Projekten wie denen von Vasiliy Brovin, Andrii Laskavyi und Juan Luque möchte die HEC sowohl die eigenen Mitarbeitenden als auch die Kund:innen inspirieren. Seit 2013 gibt es die Kooperation mit der HfK Bremen. Inzwischen wurden 14 Bachelor-, Master- und Semesterarbeiten von Studierenden aus dem Studiengang Digitale Medien mit Projektmitteln gefördert, die diese sonst nicht umsetzen könnten. Einige der Geförderten sind über die entstandenen Kontakte sogar bei der HEC oder in einer anderen team neusta-Company ins Arbeitsleben eingestiegen.

„Für uns ist es enorm wichtig, am Puls der Zeit zu sein, und deshalb blicken wir gemeinsam mit Studierenden der Hochschule für Künste über unseren technischen und methodischen Tellerrand hinaus“, sagt HEC-Geschäftsführer Dr. Thorsten Haase. „Wir zeigen, wie insbesondere das Thema Digitale Medien in realen Projekten Anwendung findet und versuchen so, die Studierenden in ihrer Kompetenzentwicklung zu unterstützen. Aus dem Dialog mit den jungen Talenten erhalten wir auf diese Weise Denkanstöße, die bei der kontinuierlichen Überprüfung und Anpassung von Vorgehensweisen und Lösungsmustern hilfreich sind.“

HfK-Student Vasily Brovin

Vasily Brovin

studiert seit 2016 Integriertes Design an der Hochschule für Künste Bremen.

HfK-Student Andrii Laskavyi

Andrii Laskavyi

studiert seit 2021 Digitale Medien an der Hochschule für Künste.

HfK-Student Juan Luque

Juan Luque

studiert seit 2021 Digitale Medien an der Hochschule für Künste.

Kontakt zu den Künstlern

Wer mehr über die zwei Projekte erfahren oder sich mit den Studenten austauschen möchte, kann auf ihren Instagram-Profilen vorbeischauen.

"SpurenJäger": Vasily Brovin und Andrii Laskavyi

"while(hope)": Juan Luque