Neues aus der HEC
Ausgezeichnete Experten: Sven Sieverding und Daniel Wessels sind Microsoft MVPs
04. Juni 2024
Wer sich MVP nennen darf, gehört weltweit zu einer kleinen, ausgewählten Gruppe von Microsoft Expert:innen. In der HEC gibt es gleich zwei dieser Most Valuable Professionals: Daniel Wessels und Sven Sieverding. In ganz Deutschland gibt es gerade einmal 160 MVPs. Rund um den Globus sind es etwas über 4.000.
Mit diesem Status zeichnet Microsoft seit 1993 besonders engagierte Spezialist:innen aus, die in IT-Foren oder bei Konferenzen durch herausragende technische Kompetenz und hilfreiche Beiträge aufgefallen sind. Die jeweiligen Produktgruppen adoptieren gewissermaßen „ihre“ MVPs. So gehört Sven zur Produktgruppe Microsoft 365/SharePoint und Daniel zu Microsoft 365/Teams.
Über Fans, Wissensvorsprünge und die aktuellen Entwicklungen von Microsoft erzählen Daniel und Sven in diesem Gespräch. Erst kürzlich konnten sie Microsoft hautnah erleben, und zwar beim jährlichen MVP Global Summit am Hauptsitz des Softwarekonzerns in Redmond bei Seattle im US-Bundesstaat Washington.
Wie kann man sich so ein Zusammentreffen von Hunderten ausgezeichneter Microsoft-Profis beim MVP Global Summit vorstellen?
Sven: Nerdig!
Daniel: Das sind schon spezielle Charaktere, die allesamt viel Leidenschaft für Microsoft haben. Viele auf dem Campus sind irgendwo zwischen Fan und ‚starstruck‘. Die gehen völlig in Wow auf. Beim Summit hatten sie jemanden in ein Clippy-Kostüm gesteckt – Karl Klammer, dieser Assistent für Microsoft Office. Alle waren völlig aus dem Häuschen!
Wo würdet ihr euch denn auf der Fan-Skala einordnen?
Sven: Also wenn Clippy neben mir gestanden hätte, hätte ich ein Foto mit ihm gemacht. (Grinst) Aber ich wäre da nicht extra hingelaufen.
Daniel: Ich bin kein Selfiemensch.
Welche Eindrücke habt ihr sonst noch mitgenommen?
Sven: Das Gelände ist riesig! Und es ist ganz schön grün. Die kriegen es hin, das ganze Headquarter unter Bäumen zu verstecken.
Daniel: Ich bin jetzt schon das zwölfte oder dreizehnte Mal da. Es war früher schon extrem luftig, hatte für amerikanische Verhältnisse viel Platz und war auf Umwelt bedacht. Die hatten auf dem Campus schon immer ein eigenes Football- und ein Fußballfeld.
Sven, du bist im Januar als MVP ausgezeichnet worden. Wie sehr hat dich das überrascht?
Sven: Ich wurde ja vorher nominiert. Dass da ein Prozess läuft, war mir schon klar. Ich dachte aber, dass man es erst im zweiten oder dritten Anlauf wird, so wie ich es von anderen Leuten gehört habe. Deswegen war ich tatsächlich ein bisschen überrascht.
Was ist die Rolle eines MVPs?
Daniel: Zwei Sachen: Das erste ist Feedback in Richtung Microsoft. MVPs kriegen viel mit und sind damit ein Filter. Und das zweite ist Außenwirkung. Das Programm ist grundsätzlich ein Technisches. Was du tust, muss valide sein und eine gewisse technische Tiefe haben – aber mit Außenwirkung. Früher hat man „MVP“ mal mit "muss viel posten" übersetzt, was nicht ganz falsch war.
Das hat sich heute ja nicht verändert. Jetzt hast du nur andere Kanäle.
Daniel: Ja. Es reicht aber auch, wenn du viel auf Konferenzen unterwegs bist und Vorträge hältst.
Sven: Wenn du Communities entwickelst und Konferenzen organisierst. Mit solchen Sachen erzielst du Außenwirkung.
Was schätzt die Community an euren Beiträgen?
Daniel: Zum einen unsere Offenheit. Wir sind keine Fanboys. Ich finde natürlich gut, was Microsoft macht. Das verteidige ich auch. Ich sage aber auch, wenn sie Mist bauen. Das zweite ist sicherlich die Expertise in unseren jeweiligen Bereichen.
Sven: Bei mir kommt es wohl dadurch, dass ich so stark in den Tech-Communities und Foren unterwegs war.
Daniel: Egal was: Wir haben fast immer eine Antwort! (Und zu Sven:) Oder deine Vorträge: "Bratwurst oder Löwe", den Vortrag über Bilderkennung mit Microsofts Power Platform, präsentierst du schon relativ lange und er ist trotzdem gut besucht. Weil das Themen sind, die die Leute beschäftigen.
Daniel, du bist seit 2002 MVP. Welche Vorteile hattest du dadurch?
Daniel: Ich musste mich selten rechtfertigen! Ich bin relativ jung MVP geworden, kurz nach meiner Ausbildung. Als 23-Jähriger sollte ich mal einem gestandenen IT-Leiter erklären, wie SharePoint funktioniert. Der guckte natürlich erstmal komisch. Als ich ihm aber erklären konnte, dass ich MVP für SharePoint bin, was das Programm bedeutet und dass ich im deutschsprachigen Raum der erste für mein Segment war, hat es das vereinfacht.
An den Summits habe ich früher die Informationen, die wir dort bekommen haben, sehr geschätzt. Ich war mal zwei oder drei Jahre nicht dabei, habe aber immer noch von den Informationen gezehrt. Mittlerweile machten die Produktgruppen regelmäßig einmal im Monat PGIs – Product Group Interaction. Das hilft, um zwei bis fünf Monate Vorsprung zu haben. Sie lassen uns in ihre Roadmap gucken oder vorab an Features teilhaben.
Wie habt ihr es geschafft, so ein umfassendes Wissen für Microsoft-Anwendungen zu entwickeln?
Daniel: Es war eigentlich ein Unfall. Ich hatte gerade meine Ausbildung zum Fachinformatiker Anwendungsentwicklung fertig. Dann wurde meine Abteilung aufgelöst. Ich bin daraufhin in die Administration gegangen. Dort habe ich den Auftrag bekommen, mir mal SharePoint anzusehen, weil wir das intern nutzen wollten. Damals gab es null Dokumentationen. Ich habe erstmal selbst nach Informationen gesucht und Fragen gestellt, um mich schlau zu machen.
Dann kam der Moment, wo jemand in einem Forum an die MVP eine Frage stellte. Und ich habe geschrieben: „Ich bin zwar kein MVP, aber ich antworte dir trotzdem...“ Ein MVP schrieb mir dann, ob ich Bock hätte, selbst einer zu werden. Ich kannte das Programm gar nicht. Zwei bis drei Monate später bin ich von Microsoft angerufen worden.
Sven, wenn du mal zurückschaust, was war das erste Projekt, bei dem du gedacht hast: Cool, was man damit machen kann...!
Sven: In der Uni habe ich mich mit Content Management-Systemen beschäftigt, weil ich schon immer ein Interesse für die Strukturierung von Informationen hatte. Es geht mir um semantische Indexe. Irgendwann hatte ich auf die Open Source- und Java-Sachen keinen Bock mehr. Ich fand, SharePoint strategisch eine gute Idee. Das war im Kommen. Ich wollte schon immer schnell kleine Applikationen bauen. Und wenn man eine Plattform wie SharePoint hat, dann geht das ganz schön schnell.
Daniel: Bei mir war es die Art, mit Informationen umzugehen. Du hattest in der ersten SharePoint-Version einen zentralen Ort, wo die Dokumente lagen. Und jedes einzelne Dokument konntest du mit einer Kategorie versehen. Das war eine parallele Baumstruktur. So ließen sich Dokumente an jedem Ort darstellen, wo die Leute gerade damit arbeiteten. Das fand ich ziemlich gut.
Sven: SharePoint ist etwas anderes als ein klassisches Netzlaufwerk. Weg von Ordnern, beziehungsweise hin zu Ordnern, die intelligent sind.
Daniel: Das ist die eigentliche Revolution!
Was war in den letzten Jahren für euch die beste Entwicklung von Microsoft?
Sven: Teams.
Daniel: Ich bleibe bei SharePoint. Teams hat in den letzten Jahren viel verändert. Aber Microsoft hat es geschafft, SharePoint zu einem Speicher zu machen, den du überall benutzen kannst. Neuerdings kannst du eigene Applikationen selbst bauen und zugleich das ganze Funktionsset nutzen.
Sven: Azure - oder was meinst du?
Daniel: Nein, schon M365 und was dazugehört. Aber bei Microsoft haben sie es verstanden, Dinge auf kleine Elemente herunterzubrechen. Alle anderen Tools sind gezwungen, sich dranzuhängen. Das funktioniert für alles. SharePoint liefert Versionierungen: Bei Office sind es Verarbeitungen im Web-Browser. Wenn du einen Anhang in Outlook aufmachst, holt er sich das von da. Wenn du eine Applikation schreibst, kannst du sie da abspeichern. Das Stream Videos speichern kann, liegt daran, dass sie in SharePoint landen.
Alle Tools haben automatisch eine Berechtigung. Die anderen Applikationen und Dienste können sich darauf verlassen, dass darunter etwas ist, das den Rest managt. Dieses stark Modularisierte finde ich die beste Entwicklung. SharePoint und Exchange sind dafür die Hauptstandbeine.
Sven: Aber beides sind Moloche. Das sind Riesendinger. Eine gute Sache, die Microsoft gemacht hat, ist, kleine Applikationen zu bauen, die einen Fokus auf einen Anwendungsfall haben und im Hintergrund noch die Funktionen benutzen, die vorher schon da waren. Zum Beispiel Planner.
Daniel: Beim Summit merkt man, in welchen Visionen und Zeiträumen Microsoft denkt. Wir hatten 2010 Feedback-Sessions, wo sie Ideen in den Raum geworfen haben: Was würdet ihr davon halten, wenn wir andere Applikationen bauen, zum Beispiel eine Tracking-App für deine Radtouren. Und das Tool sagt dir: Dafür brauchen wir Kalender und eine Liste. Das System entscheidet, welchen deiner Kalender und welchen deiner M365-Cloud-Tenants es verwendet. Ob das Exchange ist oder Cloud, das interessiert mich doch nicht. Ich will einfach nur einen Kalender.
Damals haben sie schon angefangen sich zu fragen: Brauchen wir überhaupt noch Produktnamen? Und heute sind sie so weit, dass sie die Produkte in Einzelservices aufbrechen. Aber das hat zehn Jahre gebraucht. Es ist interessant, solche Internas mitzubekommen.
Auf welche anderen Insights von Microsoft könnt ihr einen Ausblick geben?
Daniel: Das ist nicht mal ein Geheimnis.
Sven: Copilot.
Daniel: Also KI. Da glauben sie, dass das das nächste große Ding ist. Ich habe gehört, dass die interne Stimmung bei Microsoft gerade so ähnlich wie damals ist, als sie die Cloud erfunden haben – nur noch viel mehr davon.
Sven: Das ist eine Aufbruchstimmung: Oh cool, wir haben ein neues Spielzeug! Was kann man damit bauen?
Ihr selbst seid ja tief in den Themen drin. Habt ihr das Gefühl, dass die normalen Anwender:innen da mitkommen?
Sven: Bei diversen Dingen habe ich den Eindruck, dass für den normalen Endnutzer alles einfacher wird. Zum Beispiel Excel: Wenn ich mich auskannte, konnte ich damit wilde Tabellen filtern. Jetzt kann ich per Spracheingabe sagen: Bitte filtere mir diese bestimmte Spalte. Das eröffnet Leuten Excel, die nicht genau wissen, wie es funktioniert.
Daniel: Ich mache ja ungern den Traumpalast kaputt. Das, was passiert, hat unglaublich viel Potenzial. Es wird von einigen auch gut genutzt. Aber es gibt ein unglaublich großes Spektrum da draußen, das sich immer noch an den Grundlagen festhält und sich schwertut, vom Fileserver in die Cloud zu kommen. Ich glaube, die Schere ist deutlich größer geworden. Viele haben die Cloud noch nicht akzeptiert. Und die werden jetzt mit KI konfrontiert.
Was denkt ihr: Eine Welt ohne Microsoft wäre....
Daniel: Wenn es Microsoft nicht gäbe, dann gäbe es eine andere Firma, die ähnliches täte.
Sven: Wenn ich in die Geschichte zurückdenke, dann wäre wahrscheinlich Apple einer der Führenden im Business-Geschäft. Oder vielleicht IBM.
Daniel: Ich habe ja Gottvertrauen in die Menschheit. Wenn gute Ideen da sind, dann wird einer sie aufgreifen. Vielleicht ein bisschen später. Microsoft hat ja am Anfang gut geklaut und gekauft. Über die Jahre haben sie immer wieder Sachen verpennt. Und dann haben sie einfach Mut bewiesen und sich stumpf reingekauft. Manchmal bauen sie es auch nach. Bei den Zukäufen haben sie aber schon auch ihre Marktmacht ausgenutzt.
Sven: Ein wichtiger Schritt war, dass sie sagten: Vergiss Windows. Wir machen jetzt Cloud. Jetzt ist Microsoft erstaunlich offen auch für andere Systeme.
Unsere Expert:innen
Daniel Wessels
Beratung Microsoft 365 und AzureE-Mail senden
Daniel hat nach der Ausbildung zum Fachinformatiker/Anwendungsentwicklung Informatik studiert. Während des Studiums war er freiberuflich tätig und gründete später mit Kollegen erst eine Firma in München und dann eine weitere in Köln.
Seit 2022 ist Daniel in der HEC im Geschäftsfeld M365 und befasst sich damit, wie man mit den Tools die Arbeitswelt anders und besser gestalten kann. Er tummelt sich in Communities, organisiert den Bremer Azure und SharePoint Stammtisch (BASS) sowie die CollabDays Bremen und versucht, wieder mehr Vorträge zu halten.
Sven Sieverding
Beratung Microsoft 3650421 20750 0 E-Mail senden
Sven ist SharePoint-Entwickler und -Berater bei der HEC. Er hat mehr als 15 Jahre Erfahrung in der Entwicklung von Lösungen für Zusammenarbeit und moderne Arbeitsumgebungen mit Microsoft-Tools.
Sein Lieblingszitat ist: "Wenn man nur einen Hammer hat, sieht alles wie ein Nagel aus." (Abraham Maslow) Warum? Weil unsere Welt komplex ist. Ein einziges Tool oder eine eingeschränkte Perspektive helfen bei komplexen Problemen nicht weiter. Deshalb denkt Sven, dass lebenslanges Lernen, das Ausprobieren neuer Technologien und der Austausch darüber mit anderen extrem wichtig sind.