Seminar für Auszubildende im team neusta

Arbeit und Leben

Arbeitgeber sollten Ausbildungs als Chance begreifen

25. März 2021 / Iris-Marina Nixdorf

Ausbildung neu denken

Wenn Lynn Robitzky über ihre Ausbildung in der HEC spricht, dann bekommt sie leuchtende Augen: „Wir lernen hier viel mehr als nur die praktische Seite unserer Berufe. Es gibt Seminare und Workshops zu Themen wie Kommunikation, soziales Verhalten und agiles Arbeiten, wo wir erfahren, was im Arbeitsleben wirklich gebraucht und angewandt wird.“ Genau das ist der Sinn des Ausbildungskonzeptes des team neusta, das allen 57 Auszubildenden der zehn ausbildenden Gesellschaften eine Ausbildungskoordinatorin zur Seite stellt - die eigentlich viel mehr ist als das.

„Ausbildung muss ehrlich daran interessiert sein, unserem Nachwuchs Kompetenzen und Fähigkeiten zu vermitteln, die sie für ihre berufliche Zukunft brauchen. Dies gibt ihnen Sicherheit und erzeugt Motivation,“ so Susanna Glander, die Ausbildungskoordinatorin. Ihre Herausforderung ist, die Auszubildenden aus zwei technischen, zwei gestalterischen und verschiedenen kaufmännischen Berufen miteinander zu vernetzen und ihnen allen einen Mehrwert anzubieten.

Keine einfache Aufgabe, denn nicht nur die Fachrichtungen sind verschieden, auch die Vorkenntnisse sind ganz unterschiedlich, ebenso wie die Altersstruktur und das Selbstverständnis der Azubis. Das, was Susanna Glander anbietet, muss für sie alle interessant sein – und das ist es auch. Die Ausbildung beginnt für alle mit einem zweiwöchigen Onboarding inklusive eines Azubi-Events mit allen Auszubildenden und allen Ausbilder:innen. Der gemeinsame Start ist die Basis für die Vernetzung. Im Verlauf der Ausbildung nehmen die Azubis an Soft-Skill-Workshops, fachspezifischen Workshops und an fachübergreifenden Azubiprojekten teil.

Eine Frau, die in eine Kamera blickt.

Mitwirkung ist jungen Menschen wichtig

Susanna Glander betont, dass es im team neusta keine Personalentwicklungsabteilung gibt, die den Azubis sagt, wie die Ausbildung zu funktionieren hat. Sie fördert die aktive Mitarbeit der Auszubildenden an der Gestaltung des Ausbildungsprozesses und begleitet die Ausbildung mit Rat und Tat.

Malte bestätigt: „Den Azubis wird sehr viel Vertrauen entgegengebracht. Wir haben zum Beispiel die Möglichkeit, über das Azubi-Quartalstreffen die Ausbildung aktiv mitzugestalten.“

Die Azubivertretung, eine freiwillige Einrichtung im team neusta, hat eine Befragung zum Thema Homeoffice und Homeschooling gemacht. Sie wollte so herausfinden wie die Einzelnen mit der aktuellen Situation umgehen und ob es Ansätze es gibt, die Ausbildung in ihrer dezentralen Form zu verbessern. Auch solche Vorhaben werden von Susanna Glander unterstützt, denn nur so kann sie herausfinden, ob die Azubis durch das Homeschooling Lerndefizite haben, die vor der Prüfung noch aufgeholt werden müssen.

Jan-Henrik hat gerade seine Ausbildung beendet und schreibt: „Die Ausbilder sind offen für Neues und waren bereit, Teile der Ausbildung entsprechend den Bedürfnissen von uns Auszubildenden anzupassen.“

Als AOP (Azubis on Practice) bezeichnen die drei kaufmännischen Azubis Christin, Mia und Erik eine interne Nachhilfe, die sie für die anderen Azubis organisieren. Durch solche Projekte lernen alle Beteiligten - nicht nur die, die Nachhilfe bekommen.

Ausbildung muss sich an der Zielgruppe orientieren

„Der Schlüssel zur Identifikation mit dem Ausbildungsbetrieb liegt in den Gestaltungsspielräumen, die den Azubis gegeben werden. Das ist für manche Betriebe neu, aber es lohnt sich, daran zu arbeiten“, rät Susanna Glander. Der Ausbildungsmarkt ist momentan ein Nachfragemarkt.

Neben den Mitwirkungsmöglichkeiten wird das Vertrauen des Arbeitgebers in die Azubis von diesen hoch bewertet. Werden sie darin bestärkt, sich in Projekten einzubringen und für ihren Aufgabenbereich Verantwortung zu übernehmen, steigt ihre Zufriedenheit. In den Projekten werden sie von ihren Ausbilder:innen und ihren Teammitgliedern wo nötig unterstützt.

Azubi Vanessa dazu: „Mir hat es besonders viel Spaß gemacht, recht früh an verschiedenen internen Projekten als auch an Kundenprojekten mitwirken zu dürfen. Die Wertschätzung, die ich während dieser Arbeit von Kollegen und Kunden erfahren habe, hat mich jedes Mal weiter bestärkt den richtigen Weg eingeschlagen zu haben."

Um die Ausbilder:innen und Ausbildungsbeauftragten zu stärken, führt Susanna Glander regelmäßig Workshops zu Themen wie Lernpsychologie, Methodik, Didaktik und Kommunikation durch. Außerdem unterstützt sie im Bedarfsfall als Coach und Moderatorin.

Wer als Arbeitgeber offen ist, kann sein zukünftiges Team gestalten

In der Ausbildung

Alle Menschen in der Ausbildung brauchen eine Chance, sich praktisch auszuprobieren und durch Fehler zu lernen. In unserer verdichteten Arbeitswelt gehen Bereitschaft und Möglichkeiten leider zurück, Lernenden diese Chancen einzuräumen. Auf lange Sicht wird das den Fachkräftemangel verstärken. Im Ausbildungsbetrieb wird es langsam schwierig, geeignete Projekte für Auszubildende zu finden. Dabei zeigt die Erfahrung, dass die Projektteams nach anfänglichem Einarbeitungsaufwand bald von ambitionierten und energiegeladenen Mitarbeitenden profitieren können.

Im Praktikum

Ausbildung findet nicht nur in Betrieben, sondern auch bei Bildungsträgern in der Erwachsenenbildung statt. Das IT-Bildungshaus der HEC im team neusta führt Umschulungen zum Fachinformatiker/zur Fachinformatikerin für Anwendungsentwicklung auf hohem Niveau durch. Die Erwachsenen, die diese Umschulung machen, investieren viel Zeit in den neuen Beruf und müssen in einem siebenmonatigen Praktikum Projekterfahrung sammeln.

Auch hier sind die Betriebe gefragt, den Fachkräften von morgen einen Einblick und ihr Vertrauen zu geben. Es ist momentan recht mühsam, Unternehmen zu finden, die diesen Berufsneulingen Projekte oder Teilprojekte anvertrauen, in denen sie ihr theoretisches Wissen verwerten können. Um zukünftig als gut ausgebildete Fachkräfte zu arbeiten, brauchen die Lernenden Betriebe, die umdenken und hier ihre eigene Chance wahrnehmen, mit geringem finanziellem Aufwand mögliche neue Mitarbeitende kennenzulernen, sie einzuarbeiten und im besten Fall nach dem Abschluss einzustellen.

Visionen für die Ausbildung im team neusta

Susanna Glander möchte zukünftig über eine Vielzahl gemeinsamer Azubi-Veranstaltungen für mehr persönliche Kommunikation und lebendige Netzwerke unter den Auszubildenden sorgen. Ihre Idealvorstellung von vernetzter Ausbildung sind Azubiprojekte, die über alle Fachrichtungen, Jahrgänge und Unternehmen hinweg stattfinden. Kaufleute, Gestalter:innen und Techniker:innen könnten so gemeinsam ein marktreifes „Azubi-Produkt“ entwickeln. Ansätze dazu werden demnächst in einem mehrwöchigen Azubi-Scrum-Projekt umgesetzt, welches die Entwicklung eines Produktes beinhaltet.

Susanna Glander hofft, dass sich zukünftig mehr Unternehmen auf den Weg zu einer visionären und wertschätzenden Ausbildung machen und sich selbst und den Lernenden entsprechende Chancen bieten. Die vernetzte und gemeinsame Ausbildung durch mehrere Betriebe, die auf sich gestellt keine Ausbildung anbieten können, ist gesetzlich schon lange möglich und im Berufsbildungsgesetz geregelt.

Ihre Ansprechpartnerin ist

Susanna Glander

Susanna Glander

Ausbildungskoordination

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